Apr 092013
 

Es folgt der zweite Teil Bands vom Freitag auf dem Ragnarök Festival.

19.50- 20.35 FJOERGYN
20.45- 21.35 AGRYPNIE
21.45- 22.45 DORNENREICH
22.55- 00.00 ELUVEITIE
00.10- 01.00 SHINING
01.10- 01.45 HERETOIR

Text: Astrid Benitsch
Fotos: Martin Dannehl

Bevor FJOERGYN die Bühne entern, gibt es noch eine Ansprache von Veranstalter Ivo Raab. Neben der Dankesrede ist auch einig Schweigeminute für den im vorigen Jahr verstorbenen Ragnarökbesucher geplant. Leider muss Ivo diese abbrechen, da eine handvoll Idioten meint, durch laute Zwischenrufe stören zu müssen. Sicher kann man versuchen, dieses Verhalten mit Alkoholkonsum zu erklären und hunderte Besucher haben sich korrekt verhalten, einen bitteren Beigeschmack hinterlässt es dennoch.

FJOERGYN haben nicht nur Songs von ihrem neuen Album „Monument Ende“ im Gepäck, sondern bieten die Scheibe auch exklusiv fast zwei Monate vor dem offiziellen Release zum Verkauf an. Grund genug für den einen oder anderen Fan hier zuzuschlagen, schließlich wurde die Veröffentlichung ja schon mehrere Male verschoben. Als kleines Schmankerl werden die Jenaer dann auch bei zwei Songs von Ivo unterstützt, den eine langjährige Freundschaft mit der Band verbindet. Neben dem neuen Track ‚Betonlethargie‘ gibt es natürlich auch ältere Stücke, ‚Wie Jahr um Jahr‘, das bejubelte ‚Narzisst‘ und ‚Am Ende der Welt‘ (mit Ivo!). Manch einer wird wohl ‚Ernte im Herbst‘ vermissen, dafür gibt’s den Titeltrack ‚Monument Ende‘, der noch einmal unter Beweis stellt, dass man sich dieses Release nicht entgehen lassen sollte.

Herrje, spielt denn jetzt schon der Headliner? Zumindest könnte man das annehmen, wenn man so eingequetscht vor der Bühne steht. Das die Show von AGRYPNIE so starken Zuspruch findet, liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Band in letzter Zeit zahlreiche neue Fans erspielt hat. Nach der sehr erfolgreichen Headlinertour im März und dem Release von „Aetas Cineris“ kann man auch hier auf dem Ragnarök Festival auf eine motivierte Fanschar blicken. Zunächst verschiebt sich der Start des Konzertes, da das Intro nicht auffindbar ist und sich Torsten von der Bühne zum Mischpult kämpfen muss, um dort festzustellen dass es wirklich nicht da ist. Egal, also legt man gleich so mit ‚der tote Trakt‘ los, darauf folgt ‚Kadavergehorsam‘. Spätestens bei ‚Schlaf‘, das sich letztes Jahr nicht im Liveset befand und sich mancher sehnlichst gewünscht hat, gibt es kein halten mehr. Mit ‚Trümmer‘ gibt’s einen neuen Song, ‚Gnosis‘ kennt man ja so schon von der „Asche“ EP. Das abschließend gespielte ruhige Stück ‚Asche‘ beendet den Auftritt, den mancher subjektiv sicher als zu kurz empfindet.

Für jeden Fan von DORNENREICH ist die Anwesenheit jetzt obligatorisch, handelt es sich bei diesem Auftritt doch um die einzige Metalshow in Deutschland in diesem Jahr. Nach der „Mystic Places“ Akustiktour im Februar und diesem Auftritt wird sich die Band intensiv der Fertigstellung ihres achten Studioalbums „Freiheit“ widmen. Denn schließlich stehen die Tourdaten schon fest.So kann man heute eine Songauswahl bestaunen, die fast keine Wünsche offen lässt: „Her von welken Nächten“ ist mit drei Songs vertreten, von ‚ Jagd‘ und ‚erst deine Träne löscht den Brand‘ gibt es Metalversionen, die man so nur auf Konzerten bestaunen kann und die sich mancher als Dreingabe für eine künftige Veröffentlichung wünscht. In gewohnter Weise ausdrucksstark und gefühlvoll vorgetragen, können die Österreicher ihr Publikum begeistern. Ein Appetithappen vom neuen Album wäre natürlich fein gewesen um die Wartezeit von über einem Jahr etwas zu versüßen.

Die umtriebigen ELUVEITIE müssen am heutigen Abend leider auf Drehleierspielerin Anna Murphy verzichten, die krankheitsbedingt ausfällt. Natürlich macht sich das etwas im Sound bemerkbar, aber Chrigel und seine vielköpfige Schar gleichen dieses kleine Manko gekonnt durch mehr Einsatz wieder aus. Trotz des Erfolges von „Helvetios“ schlagen gerade die schon etwas älteren Stücke wie eine Bombe ein. ‚Inis Mona‘ brüllt beinahe jeder aus voller Kehle mit, auch ‚Thousandfold‘ wird tierisch abgefeiert. Der von Chrigel initiierte Circlepit kommt aufgrund der schieren Fülle in der Halle nur schleppend in Gang, solche Aktionen sind auch eher für Open Air Konzerte mit viel Platz geeignet. Trotzdem macht die Menge begeistert mit, gerade der vom Frontmann bestimmte Anführer des Pits möchte sich sein Bier mit der Band nicht entgehen lassen. Auch wenn sich manche Besucher im Vorfeld nicht gerade glücklich über ELUVEITIE als Headliner gezeigt haben, der Stimmung tut das keinen Abbruch.

Wer bei SHINING in den Fotograben möchte, sollte entweder eine Nahkampfausbildung oder einen versierten Schutzengel haben. Zunächst haben die Damen und Herren Glück: Ein verwirrter Nattefrost, der sich über die Bühne wälzt, zieht zunächst die Aufmerksamkeit Kvarforths auf sich. Als man diesen jedoch von der Bühne entfernt hat, können die üblichen Spielchen beginnen: Whiskeyspucken, mit dem Mikrofonständer im Graben herum stochern und Versuche, Personen an den Haaren auf die Bühne zu zerren machen das Fotografieren fast zu einer Art Überlebenstraining. Aus sicherer Entfernung wirkt das sogar sehr unterhaltsam, wie auch die andern Aktionen: verzweifelt in Embryonalhaltung auf der Bühne kauern, mit leerem Blick und Hand in der Hose posen oder Gitarristen schlagen. Dazu gibt’s eine Setlist, die sich sehen lassen kann: vom Opener ‚Lat oss ta allt fran narandra‘ über ‚Submit to Selfdestruction‘ bis zum finalen ‚For the God Below‘ ist das Set abwechslungsreich und kann mit einigen Perlen glänzen. Bei all dem kvarforthschen Aktionismus gerät das brillante Zusammenspiel der übrigen Bandmitglieder fast ein wenig aus dem Fokus. SHINING mögen zwar polarisieren, man kann sich aber sicher sein, dass man immer eine Liveshow geboten bekommt, die keiner vorhergehenden gleicht. Niklas ist heute sogar so gut drauf,dass er gar nicht aufhören möchte zu spielen. Nur der rigoros zugezogene Vorhang kann die Band von weiteren Zugaben abhalten.

Nach Shining wirken HERETOIR angenehm ruhig und entspannend. Selbst zu so später (oder eher früher?) Stunde sind noch genügend aufnahmebereite Zuhörer anwesend, auch wenn sich die Alkoholopfer häufen und mancher gegen den Schlaf ankämpfen muss. Die Augsburger konnten auf der gemeinsamen Tour mit Agrypnie und Der Weg einer Freiheit viele neue Zuhörer gewinnen. Neben bereits veröffentlichten Songs, wie ‚graue Bauten‘ oder ‚Heretoir‘ gibt es auch neues Songmaterial zu bestaunen, zum Beispiel das Instrumental ‚Inhale‘. Bleibt zu hoffen, dass es nicht mehr allzu lange dauert, bis neues Material veröffentlicht wird. Nach gefühlt viel zu kurzer Spielzeit ist damit auch der erste Tag des Ragnarök vorüber. Für viele endet der abwechslungsreiche Tag direkt im Bett oder Zelt, da am Samstag zu absolut unchristlicher Zeit die erste Band spielt.

Ragnarök 2013

Ragnarök 2013 – Freitag Teil 2

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