Grüße,
letzten Samstag war wieder Black Metal im From Hell angesagt. Los ging es kurz nach 20 Uhr mit der Erfurter Combo Schattenfang. Zunächst waren die Vier noch ohne Bass am Start, erst nach einigen Songs nahm der zweite Sänger diesen dann hinzu. Die Publikumsreaktionen auf den Opener sind noch recht verhalten, vor der Bühne ist jedenfalls noch eine Menge Platz. Nach ca. 35 Minuten verlässt der Sänger am Ende des letzten Stückes sofort die Bühne.
Es folgt eine etwas längere Umbaupause und Ad-Hoc lassen sich mit dem Soundcheck entsprechend Zeit. Dies kommt im Anschluss dem Sound aber merkbar zu gute. Der melodische Black Metal kommt dadurch beim Publikum auch entsprechend besser an, auch wenn es nach wie vor eher im hinteren Bereich des From Hells zu finden ist. Vor der Bühne ist weiterhin jede Menge Platz.
Eine weitere, nicht ganz so lange, Umbaupause folgt. Es wird Zeit für Nebelkrähe. Der Bericht zu dieser Combo aus München und im Anschluss der für Bethlehem stammen von Astrid Benitsch, welche mir bereits zuvor einige Konzertberichte schrieb.
Als Nebelkrähe die Bühne betreten, zeigt sich das Publikum weiterhin zurückhaltend. Dafür sind gefühlt mehr Fotografen anwesend als auf der Hochzeit von William und Kate. Davon lassen sich die Münchner aber nicht beirren, im Gegenteil: Es gibt ordentlich was aufs Auge und natürlich auf die Ohren. So bleibt die Gesichtsbemalung auch das einzige Tribut an den traditionellen Black Metal, musikalisch agiert man wesentlich experimenteller und weit weg von Klischees- auch in textlicher Hinsicht. Ein großer Teil der Songs stammt vom kommenden Album „Lebensweisen“, welches in Kürze erscheinen soll. Wer das Debüt „entfremdet“ sein eigen nennt, bemerkt auch die qualitative Steigerung: Die Kompositionen wirken ausgefeilter, und genrefremde Einflüsse sorgen für „Aha“ Effekte bei den Zuschauern. Eigenwilliger Klargesang rundet das Gesamtbild ab. Als Schmankerl zum Schluß gibt es noch das grandiose, überlange „Et In Arcadia Ego„ vom Debüt. Wer experimentelle Klänge liebt, sollte Nebelkrähe im Auge behalten, denn wenn „Lebensweisen“ auch nur ansatzweise so gut ist wie versprochen, werden die Münchner bald auf ähnlichem Niveau agieren wie Todtgelichter oder Farsot.
Bethlehem sind seit jeher bekannt dafür, regelmäßig die Sänger zu wechseln. So ist keine leichte Aufgabe für den neuen Frontmann Rogier Droog, denn die Songauswahl an diesem Abend umfasst so ziemlich alle Veröffentlichungen. Der Niederländer meistert diese Herausforderung jedoch mit Bravour, egal ob hohes Kreischen, Flüstern oder Schluchzen: Alles passt perfekt. Hervorragend auch das Posing am klassischem Mikro: nicht bewegeungsintensiv, aber trotzdem ausdrucksstark. So verdreht er desöfteren die Augen soweit, bis nur noch das Weiße zu sehen ist, um fast katatonisch einige Zeit so zu verharren. Schon als das Quartett mit „The Eleventh Commandment“ eröffnet, haben sie das Publikum hinter sich: Heute hat anscheinend jeder nur auf diese Band gewartet. Begeisterungsrufe auch beim darauf folgenden „Vargtimmen“-gleich die stärksten Songs des „Dark Metal“ Albums. Im weiteren Verlauf der 90 minütigen Show bleiben fast keine Wünsche offen: auch das „S.U.I.Z.I.D.“ Album wird entsprechend gewürdigt, überhaupt liegt der Fokus wohltuend auf den älteren Alben, ohne das neue Material zu kurz kommen zu lassen. Eigentlich kann man das Schaffen der Band in einem Satz zusammenfassen: Bethlehem exclusively plays Dark Metal. Punkt. Keine andere Band schafft es so authentisch, derart intensive Musik mit skurrilen Texten zu verbinden, um Das Ganze dann mit Augenzwinkern und leichter Verbeugung zu kredenzen. Ein neues Album ist in Planung, und wer die Möglichkeit hat, sollte sich die Band im Herbst zu Gemüte führen-zusammen mit SECRETS OF THE MOON und DORDEDUH als attraktives Paket.
Und nun die Bilder:
Heute abend geht es dann in Erfurt ins Centrum, es spielen:
Debauchery, Burning Butthairs, Black Mood und Noxeen
bis dann,
maddin
PS: Kommentare und Anregungen sind wie immer erwünscht.