Mai 202013
 

Wonnemond Festival

Metalmond, 10.05.2013, Sebnitz

Wer neben den obligatatorischen Sommerfestivals noch Lust auf lauschige, familiäre Veranstaltungen hat, kann durchaus das eine oder andere Schmankerl finden. Das Wonnemond Festival am östlichen Rand der Republik bietet seit 2011 die Möglichkeit, das Wochenende nach Himmelfahrt bei gepflegter Beschallung in Ferienlageratmosphäre zu verbringen. Auch wenn sich die Anfahrt nach Sebnitz ein bisschen wie die Story für einen neuen „Wrong Turn“ Kinofilm gestaltet, entschädigt das Gelände im Wald mit toller Aussicht und beheiztem Bierzelt.

Irgendein auf Krawall gebürsteter Wettergott hat heute wohl vor, ein paar Metalheads zu ertränken. Glücklicherweise hört es dann doch endlich auf zu regnen, NEVERTRUST können aber erst mit einstündiger Verspätung auf die Bühne. Die Dresdner erfreuen mit ihrem „Alternative Metal“ genannten Stilmix das noch spärlich vorhandene Publikum.

THE LAST HANGMEN haben erst einmal viel Spaß beim Soundcheck und können dann doch schon ein paar Wagemutige vor die Bühne locken. Kein Wunder, denn die Band hat sich bereits eine Fanbase erspielen können, die nicht nur die Aufnahme des letzten Longplayers „Executing Empires“ via Crowdfunding finanziert hat, sondern die Dresdner auch live tatkräftig unterstützt. Geboten wir melodischer Death Metal skandinavischer Prägung, der gekonnt zwischen Härte und Eingängigkeit pendelt und mindestens zum mitwippen animiert.

Gibt es in Dresden eigentlich ein Nest sehr aktiver, melodisch angehauchter Death Metal Bands? KORPUS marschieren in eine ähnliche Richtung wie ihre Kameraden von THE LAST HANGMEN, verwenden aber neben den typischen Growls auch hin und wieder Screams und Klargesang. Ungewöhnlich sind auch die komplett in deutsch gehaltenen Texte – bei Bands dieser musikalischen Ausrichtung hat so etwas eher Seltenheitswert. KORPUS haben heute den einen oder anderen Nackenbrecher im Gepäck, ein trinkhornbewehrtes Duo mit rot-schwarzer Kriegsbemalung freut sich über die paganen Momente in ‚Mein Herz Ist Mordor‘. Auch der Rest des vor den Bühne versammelten Publikums hat sich inzwischen warmgefeiert.

Eigentlich weiß es ja jeder: Schlamm gehört zu Festivals dazu und beheizte Bierzelte sind gar nicht Heavy Metal. Schon gar nicht mit Sitzbänken! Aber es ist einfach gemütlich…
Auch bei APATHIE finden sich zunächst erst wenige Wagemutige vor der Bühne ein. Dabei bietet das Trio einen Kontrast zum bisherigen Programm: Schneidend kalter, schnörkelloser Black Metal im Stile der Neunziger Jahre, natürlich garniert mit jeder Menge Corpsepaint und Blut. Selten nehmen die Dresdner den Fuß vom Gas, hier dominieren Blastattacken und hasserfülltes Kreischen. Atmosphärischer wäre natürlich ein Auftritt ganz ohne Tageslicht gewesen, aber auch die einbrechende Dämmerung wirkt allemal besser als helles Tageslicht.

KADAVRIK sind an diesem Abend die erste Band, die nicht aus Dresden stammt. Geboten wird hochklassiger, melodischer Death Metal der das Herz jeden Fans der Göteborger Schule höher schlagen lässt. Im Laufe der Jahre hat der Fünfer den eigenen Stil immer weiter entwickelt und verfeinert, melodische Gitarrenläufe verbinden sich mit schwarzmetallischen Einlagen und dezenten Keyboardklängen. Dass die Band schon seit einigen Jahren zusammen auf der Bühne steht, macht sich positiv bemerkbar: Natürlich routiniert, aber trotzdem mit jeder Menge Herzblut spielt sich der Fünfer durch ein Set, welches kaum Wünsche offen lässt. Harsche Midtempo-Stampfer wie ‚Legacy‘, die Ballade ‚On The Edge To Lose It All‘ oder ‚Open Wounds In Salted Sea‘ vom kommenden Album bieten jede Menge Abwechslung, wie gewohnt gibt es auch auf der Bühne jede Menge Bewegung und Showeinlagen (auch wenn Bassist Olli heute unfairerweise im Dunkeln stehen muss).

Die Uhrzeiger marschieren eilig Richtung Mitternacht, auch ist es spürbar kühler geworden. Trotzdem wünschen sich EIS mehr Kälte. Hat man da noch Worte? Passenderweise liefert man diese gleich selbst: Böiger Wind pfeift dem Hörer schon beim Intro von ‚Mann Aus Stein‘ um die Ohren. Der Song selbst wie auch das gesamte „Wetterkreuz“ Album verbreiten eine derart majestätische Kälte, dass es jeden Schweizer Gletscher vor Neid erblassen lässt. In kurzer Zeit kann man auch das bis dahin eher zurückhaltende Publikum mitreißen und endlich aus dem Zelt locken. Kein Wunder, die Band zeigt sich heute hochmotiviert und in Bestform, vergisst neben den neuen Songs auch Klassiker wie ‚Winters Schwingenschlag‘ nicht. Zum Höhepunkt der Show wird aber ‚Helike‘ – Veranstalter Olli übernimmt den Gesang, wohlgemerkt, ohne vorherige Probe! Diese Aktion verdient großen Respekt und wird dementsprechend mit Applaus honoriert. Nach dem ebenfalls umjubelten ‚Kainsmal‘ drängt sich vielen Zuschauern der Gedanke auf, dass der Headliner gerade gespielt hat. Die Stimmung kann jedenfalls heute niemand mehr toppen.

Ob es nun an der späten Stunde liegt oder den alkoholbedingten Ausfällen zu verdanken ist: Bei POSTMORTEM ist spürbar weniger los. Aber getreu dem Motto: „Nur die Harten sind im Garten“ bangt der harte Thrasher eben auf den Knien, wenn es nicht mehr anders geht. Wenn POSTMORTEM etwas perfektioniert haben, dass ist es Zerstörung. Urgewaltig und primitiv zerren die Riffs an der Nackenmuskulatur, hier gibt es nichts Filigranes, Schöngeistiges: die Berliner sind einfach eine brutale Kriegsmaschine, die den Hörer plättet und gebrochen zurücklässt. Fronter Matthias Rütz tut alles, um die letzten Kräfte der Zuschauer zu mobilisieren. Im Gepäck hat man jede Menge Munition größerer Kaliber aus ihrer umfangreichen Diskografie, neuere Stücke wie ‚Santa Muerte‘ sind ebenso vertreten wie ‚Bleeding‘ von „Repulsion“, das mittlerweile schon über 14 Jahre auf dem Buckel hat. So beweisen POSTMORTEM zu fortgeschrittener Stunde noch einmal eindrucksvoll, wo der Hammer hängt und geben dem Wonnemond Festival einen würdigen Abschluss.

Eigentlich bleiben auch kaum Wünsche für 2014 offen. Neben dem Wetter, welches sich sowieso nicht beeinflussen lässt, kann man sich lediglich mehr musikalische Abwechslung wünschen. Vielleicht etwas traditionellen Heavy Metal? Ansonsten gibt es eigentlich keinen Grund zu Beanstandungen, und wenn es Zeit und Geldbeutel zulassen, kann man Sebnitz ruhigen Gewissens einen Besuch abstatten.

Text: Astrid Benitsch

Metalmond Galerie

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Nov 022012
 

Grüße,

lang hats gedauert aber nun sind auch die Bilder vom diesjährigen Rock am Wehr vom 25.08.2012 online.
Vielen Dank hierbei auch an Astrid Benitsch für den Festivalbericht.

Es spielten:

I.G.A.D.S.N.A.G.I.A.T.
U.R.S.T.
Korpus
Dubiosis
Defloration
Thy Final Pain
Hail of Bullets

Festivalbericht von Astrid Benitsch
Mittlerweile jährt sich das ROCK AM WEHR in Jena zum fünften Mal. Das Konzept des Festivals hat sich bewährt: Harte Musik in traumhafter Umgebung, leckeres Essen und dazu eine familiäre Stimmung unter den 280 Gästen-eigentlich ist das schon fast eine Garantie für einen gelungenen Abend. Auch das Wetter ist perfekt: Trocken und warm, aber nicht brütend heiß. So füllen sich auch schon zeitig die Bierzeltgarnituren in Bühnennähe. Hier muss sich niemand entscheiden, ob er lieber noch gemütlich ein Bierchen oder die Musik genießt-Beides geht! Das kommt gerade den Bands zu Gute die am Nachmittag spielen.

Los ging es pünktlich 16 Uhr mit I.G.A.D.S.N.A.G.I.A.T. aus Jena.“Irdischer Geist auf der Suche nach anderen Galaxien in abtrünnigen Träumen“ ist so in etwa der längste Bandname den ich kenne, und spätestens jetzt dürfte auch jedem klar sein, dass hier nicht nur musikalische Hausmannskost geboten wird. Abwechslungsreich, aber trotzdem roh und kraftvoll klingt das Trio-eigentlich ist das Material fast schon zu sperrig für einen sonnigen Nachmittag auf dem Opener Slot. Allerdings erntet die Band für diese Uhrzeit mehr als wohlwollenden Beifall. In Anbetracht der Tatsache, dass viele Gäste erst eintrudeln oder sich noch an den Ständen aufhalten, ist das mehr als beachtlich.

Nach dem derben schwarzmetallischen Start geht es mit U.R.S.T. In eine ganz andere Richtung: „Just silly Rock ’n’ Roll“- dieser Selbstbeschreibung ist eigentlich auch nichts hinzuzufügen. Natürlich ist das Quartett damit der musikalische Ausreißer im ansonsten Death Metal lastigen Billing und werden auch dementsprechend skeptisch vom Publikum beäugt. Trotzdem geht es auf der Bühne locker zur Sache, und so viel positive Energie bekommt man den Rest des Abends nicht mehr zu sehen und zu hören- geschweige denn Songtitel, die so verpönte Wörter wie „happy“ enthalten!

KORPUS aus Dresden können schon auf zwei Veröffentlichungen und eine Vielzahl von Konzerten seit ihrer Gründung Ende 2007 zurückblicken. Der melodische, leicht progessive Death Metal liegt dem Publikum, so wird die Band auch mit den ersten kreisenden Köpfen des Tages belohnt. Es traut sich zwar noch niemand so recht in die Sandkiste, aufmerksame Zuhörer gibt es trotzdem genug.Auch auf der Bühne geht richtig zur Sache, sowohl Sänger SanZ und Mitstreiter liefern eine energiegeladene Show ab, die keine Wünsche offen lässt.Wohltuend sind auch die komplett in Deutsch verfassten aber komplett klischeefreien Texte. Zwar muss der Gig wegen einer defekten Gitarre kurz unterbrochen werden, aber dank der Hilfe von DUBIOSIS können die Dresdner sofort weiterspielen, und verabschieden sich mit einem Cover von Kataklysms „As I Slither“ vom sichtlich begeisterten Publikum.

Frontmann Mario der Geraer Formation DUBIOSIS löst das Problem der gähnenden Leere vor der Bühne auf kreative Art: Er scheucht einfach eine handvoll Zuschauer in den Sandkasten. Aber nicht dass die Band Zwang nötig hätte: nach den ersten Songs strömen immer mehr Interessierte vor die Bühne. Dachte ich beim Anblick das Bandlogos zuerst an technischen Death Metal, entpuppt sich das Material als angenehm eingängig und melodisch. Das heutige Konzert ist auch das letzte für Mario Trenkler, der nach acht Jahren die Band verlässt. Dementsprechend engagiert agiert die Band auf der Bühne, auch die Zuschauer würdigen den Auftritt mit viel Applaus.Bleibt zu hoffen, dass DUBIOSIS bald einen neuen Frontmann finden, denn ihr neues Album „Seinsvergessenheit“ ist bis auf den Gesang schon fertig aufgenommen.

DEFLORATION aus Pößneck kann man guten Gewissens in Thüringen schon als „Hausnummer“ bezeichnen. Gerade live sorgt die unverwechselbare Mischung aus Death Metal (amerikanischer Prägung) und Mundart (Thüringer Prägung) für jede Menge Unterhaltung. So ist der Platz vor der Bühne schon beim Soundcheck belegt, und Frontmann Uwe glänzt schon mit gehaltvollen Ansagen wie „Könntet ihr euch nicht mal ein bißchen im Sand panieren?“ Ok, das war die hochdeutsche Version, im uwedeutsch klingt alles ungleich witziger. So wird auch gleich vom ersten Song an gefeiert, auch gibt es noch jede Menge Schaum für die Menge, die es sichtlich genießt. Dass DEFLORATION nach vier Longplayern keineswegs weicher werden, beweist ein neuer Song namens „Death Stalking“, der auch begeistert aufgenommen wird. Im Laufe des Konzerts schwingt sich Frontmann Uwe dann auch zu Höchstform auf-mit freiem Oberkörper und Klobürste schwingend. Auch wenn man mit Death Metal weniger anfangen kann, DEFLORATION sollte man gesehen haben!

Die Schwaben von THY FINAL PAIN haben es natürlich ungleich schwerer ohne Heimvorteil. Allerdings haben die selbsternannten „hochnäsigen Arschlöcher aus Schwaben“keine Probleme, dieses Defizit auszugleichen. Da gibt es neben Uwe Parodien und schwäbischer Mundart auch noch eine ordentliche Walze Death Metal. So sind die Reihen, die sich nach Defloration gelichtet haben, auch bald wieder gut besetzt, und im weiteren funktioniert die Kommunikation zwischen Band und Zuschauern prächtig. So gibt es nach einer knappen Stunde Spielzeit auf beiden Seiten zufriedene Gesichter.

In der Umbaupause vor HAIL OF BULLETS geben sich die zwei Liedermacher von SCHWARZER SCHMIDT die Ehre. Im letzen Jahr gab es in jeder Umbaupause musikalische Untermalung, heute lediglich zwei Mal. Trotz der rein akkustischen Darbietung hat sich eine Traube von Zuschauern gebildet, und Songs wie „Politiker beim Ficken“ oder „Scheiß auf deine Ex“ kommen gut an und verkürzen die Wartezeit.

Ja, Wartezeit…bei HAIL OF BULLETS geht so einiges schief. Ursprünglich war eine neunzigminütige Headlinershow geplant, die 22.30 beginnen sollte. Allerdings streikt die Technik (Drummer Ed kkann die anderen über die Monitore nicht hören), und die Band weigert sich sich unter diesen Umständen zu spielen. Jetzt werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Gig noch zu retten. Schließlich muß eigentlich ab Mitternacht Schicht im Schacht sein, sonst gibt es Probleme mit dem Ordnungsamt. Allerdings ziehen sich die Reparaturversuche in die Länge, es gibt in der Zeit Freibier vom Veranstalter und Musik aus der Konserve. Gegen 23.45 Uhr, als schon fast keiner
mehr daran glaubte, fangen die Niederländer endlich mit spielen an. Allerdings streikt jetzt die Abnahme des Gesangs, man kann Martin Van Drunen über die PA nicht hören. Nun haben HAIL OF BULLETS eine Anfahrt von 14 Stunden hinter sich und sind merklich genervt von dem Desaster, ja, kurz davor die Bühne zu verlassen.Kurzerhand werden einfach die Monitore auf der Bühne zum Publikum gedreht. Allerdings bringt das in höchstens in den ersten Reihen etwas, der Rest der Zuschauer vernimmt trotz des aus Leibeskräften brüllenden Fronters nur Musik. Was an Spielzeit fehlt, wird jetzt mit Intensität wieder wettgemacht: Sowohl Band als auch Zuschauer feiern wie entfesselt. Von den Bierständen eilen noch Fans Richtung Bühne, einige haben schon gar nicht mehr geglaubt dass HAIL OF BULLETS überhaupt noch spielen würden. Leider bleibt ihnen nur noch eine halbe Stunde, bis das Konzert beendet werden muss.

Leider hatte das diesjährige ROCK AM WEHR durch die technischen Probleme einen bitteren Beigeschmack. Viele Fans waren wegen Hail of Bullets gekommen, und nicht wenige sind der Meinung, dass bei diesem Eintrittspreis keine Fehler dieser Art passieren dürfen (ob das realistisch ist, sei dahin gestellt). Es bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr wieder alles rund läuft. Denn für einen entspannten Abend nach den großen Festivals besteht augenscheinlich genug Bedarf.

Rock am Wehr 5 Galerie

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