17.03.2014 – MetalEmpire – Sargeist
Disciples of the Void Tour 2014
17.03.2014 – From Hell Erfurt
Irkallian Oracle
Pseudogod
Nightbringer
Sargeist
An diesem Abend ist Underground Black Metal angesagt – nun ja, hauptsächlich. Im Gegensatz zur Borknagar-Tour, an der nur skandinavische Bands teilnahmen, sind die vier Acts des heutigen Abends geografisch weitverstreut.
Als ich ankomme, haben IRKALLIAN ORACLE schon begonnen, obschon es nicht mal acht ist. Die Band aus Schweden (… hauptsächlich) ist tief im Okkultismus verwurzelt. Da stehen keine Metaller auf der Bühne, die eine Show runterzocken, da stehen Priester, die ein okkultes Ritual vollführen. Alle vier sind in lange Roben gekleidet, die Gesichter völlig verschleiert (ich gehe mal davon aus, daß sie da noch durchsehen konnten, ansonsten ist es echt eine Leistung so Schlagzeug zu spielen), der Sänger trägt zudem eine reichhaltig verzierte, purpurne Stola. Anonymität pur (anscheinend ist der Sänger aber der Sänger von Nightbringer…). Vor ihm glimmen Räucherstäbchen langsam nieder, neben ihm ein Tisch mit allerlei Paraphernalia, darunter weitere Klanginstrumente, wie ein Tamburin, eine große Rahmentrommel, ein bronzener Mörser mit Stößel. Ach ja, die Musik! Ich hatte mal vorher in ihr Debütalbum gehört und war nicht so angetan. Sie spielen komplexen, teils fast atonalen Deathdoom mit kaskadenartigen Klangfolgen, die nur sehr selten mal straighten Blastbeats nachgeben. Die Mucke ist echt anstrengend, entfaltet mit der Zeit aber eine hypnotische Wirkung, insbesondere die Kriegstrommelpassagen kommen stark rüber. Live auf jeden Fall besser als auf CD (richtig fetter Sound).
PSEUDOGOD aus Russland bieten dann ein krasses Gegenteil. Sie mögen sich zwar dem Satanismus verschrieben haben, aber das Image ist eher dreckig-punkig. Insbesondere der Sänger scheint bei den Jungs von Watain geduscht zu haben, und auch die anderen sind mit Blut und Schmutz bekleckert. Auch musikalisch gibt’s das totale Kontrastprogramm, alles ist kurz, straight, programmatischer in-die-Fresse-Black-Metal, einerseits erfrischend nach Irkallian Oracle, andererseits mit der Zeit etwas stumpf und langweilig. Machten Spaß, werden aber nicht in meiner Erinnerung verbleiben.
Mit NIGHTBRINGER dann wieder ein kompletter Schwenk zurück, zurück zum Okkultismus und der anderen Supermacht, denn die Band ist aus Colorado in den USA. Amerikanischer Black Metal ist ja zumeist recht abgefahren, und diese Band paßt da voll rein. Auf großen Bannern prangt das Symbol der Church of Satan, die Bandmitglieder tragen abermals Roben (diesmal ohne Schleier), statt Corpsepaint gibt es blasse Gesichter mit weiteren okkulten Symbolen auf der Stirn, und der glatzköpfige Sänger trägt rotes Warpaint und ein großes Auge auf der Stirn. Auch diese Band hatte ich mir zuvor angehört und war nicht so ganz mit ihr warmgeworden. Sie spielen pfeilschnellen Black Metal, bei dem es aber kaum eigentliche Riffs gibt, stattdessen flimmern die Gitarren in hohen Tremolofolgen, so als wären die kompletten Lieder Soli. Auf Platte ist das mit der Zeit auch ein wenig nervig, aber live… Wer auch immer den Sound abgemischt hat, gratuliere!! In diesem Mix dominierten die Gitarren und der Gesang (es darf im Black Metal endlich mal wieder richtig fies gekrischen werden, das Wohl!) über dem Schlagzeug, was das Ganze in eine Kreissägensoundwand verzerrt, eine perfekte Demonstration, wie geil die Höhenlastigkeit im Black Metal sein kann. Welle über Welle krachte auf mich herein, ich stand einfach nur da und badete, nein, suhlte mich im Sturme… Einfach irre. Einer der besten Black Metal Auftritte, die ich seit langer Zeit gesehen habe!!!
Übrigens haben sowohl Irkallian Oracle als auch Nightbringer ihre Shows komplett ohne Publikumsinteraktion abgezogen, keine Ansagen, nichts. Davon mag man halten, was man will, ich fand es hat zum Image gepaßt. Wobei das Publikum eh weniger als mäßig dabei war…
Mit SARGEIST, dem Headliner, dann eigentlich die Band, auf die sich alle gefreut haben, die eine Band, die ich auch auf Platte richtig gut finde. Und dann wurde der Auftritt leider zu einer herben Enttäuschung. Zum einen war er nur 50 Minuten lang, wohl um das Versprechen “20 Minuten vor der letzten Bahn ist Schluß” einzuhalten, aber trotzdem sehr überraschend. Einer der Zuschauer ging danach sogar auf die Bühne und forderte mit dem Sängermic in der Hand lautstark eine Zugabe. Ansonsten kann ich das Problem schwer beziffern… Irgendwie kam die Atmosphäre, die man sonst von ihrer Musik kennt, einfach nicht rüber. “Black Fucking Murder” wurde zwar (zumindest relativ gesehen…) abgefeiert, aber ansonsten wirkte alles ziemlich langweilig und identitätslos. Echt schade. Und ich war mit dieser Meinung auch keineswegs alleine.
Und am Ende noch, für Interessenten… eine Setlist. Mehr fand ich leider nicht.
Pseudogod:
1. Vehement Decimation, 2. The Antichrist Victory, 3. The Seraphim Of Ultimate Void, 4. Malignant Spears, 5. Necromancy Of Iron Darkness, 6. The Triangular Phosphorecence, 7. B. W. III, 8. Muerte, 9. Azazel
Text: D. A. Kann