Apr. 082013
 

Weiter geht’s mit den ersten 7 Bands, welche auf dem Ragnarök am Freitag spielten.

14.20- 14.50 ABINCHOVA
15.00- 15.30 NOTHGARD
15.40- 16.10 HELLRIDE
16.20- 17.00 DARKEST ERA
17.10- 17.50 WINTERSTORM
18.00- 18.45 AVA INFERI
18.55- 19.40 DER WEG EINER FREIHEIT

Text: Astrid Benitsch
Fotos: Martin Dannehl

Auch am Freitag wird das Wetter nicht besser, zu den niedrigen Temperaturen gesellt sich auch noch ein unangenehmer Wind. Ungemütlich und kaum geeignet, um mit Bier und Grillfleisch im Campingstuhl zu liegen. So ist es auch kein Wunder, dass zu Beginn der Show eine ansehnliche Menge Besucher vor der Bühne versammelt hat.

Das kommt ABINCHOVA natürlich zu Gute.Immer die recht knapp bemessene Zeit im Nacken, starten die Schweizer gleich mit ‘Hörensagen’ durch und können mit folkigen Melodien und donnernden Gitarrenriffs punkten. Auch der gekonnte Einsatz von Flöte, Keyboard und weiblichen Klargesang weiß zu gefallen, somit hat die Band zu so früher Stunde ein dankbares und begeistertes Publikum vor sich. Wo andere Opener vor einer handvoll Leuten spielen müssen, können ABINCHOVA aus dem Vollen schöpfen. Dafür revanchiert man sich mit einer energiegeladenen Show und kann sich sicher sein, auf einigen Wunschzetteln ganz weit oben zu stehen. Gelungener Einstand!

Die im Anschluss spielenden NOTHGARD sind weitaus weniger folkig, dafür auf brachiale Gitarrenarbeit mit sage und schreibe drei Gitarren fixiert. Das nennt sich „Epic Melodic Death Metal“, klingt aber so, wie man sich Pagan Metal gemeinhin vorstellt: als passenden Soundtrack, um in Valhalla zünftige Gelage zu feiern, sich mit anderen Kriegern im Armdrücken zu messen und Walküren aufs Hinterteil zu klatschen. Zu Songs wie ‘Under the Serpent Sign’ kann man wunderbar schunkeln, ‘Ragnarök’ ist zu diesem Anlass schon fast Pflicht. Auch wenn die Stimmung im Vergleich zu Abinchova etwas abfällt, können die Deggendorfer doch einen soliden Auftritt abliefern.

Stichwort: Metal ohne Gitarren. Apocalyptica? Van Canto? Nein, HELLRIDE sind das Kontrastprogramm des diesjährigen Ragnarök. Kein Schlagzeug, dafür zwei Akkustikgitarren und viel Stimme. Funktioniert das? Wie so oft bei solchen Experimenten sind es die Coverversionen, die das Ganze interessant machen. ‘Heaven and Hell’ von Black Sabbath beispielsweise klingt sehr interessant, auch die Performance ist stimmig. Eigene Kompositionen wie zum Beispiel ‘Ride to Hell’ hingegen bringen so manchen Publikumsbesucher zum Grübeln. Abgesehen von den musikalischen Qualitäten, die HELLRIDE zweifelsohne besitzen-ist das Metal? Darüber hinweg gesehen ist die Stimme von Tommy Klossek eine wohltuende Abwechslung zu den doch recht guttural ausgeprägten üblichen Gesangstechniken.

Guttural? Auch bei DARKEST ERA wird klar gesungen, auch wenn die Iren ganz klar auf metallischen Pfaden wandeln. Mit ihrem Debüt “The Last Caress Of Light” haben sie 2011 einigen Staub aufwirbeln können. Auch wenn man über die zunehmende Zersplitterung von Genrebezeichnungen schmunzeln mag: „Celtic Metal“ passt in diesem Fall zum Sound der Band wie der sprichwörtliche Arsch auf den Eimer. Man mag entfernt an Thin Lizzy, aber natürlich an Primordial oder Cruachan denken, allerdings nicht, weil DARKEST ERA diese Bands kopieren, sondern einfach weil man die Einflüsse traditioneller irischer Musik wie bei den genannten Bands deutlich wahrnehmen kann. Dezente Anleihen an Bathory kann man ebenfalls nicht von der Hand weisen und runden den Eindruck angenehm ab. Mit Songs wie ‘On the Crest of Doom’ oder ‘The Morrigan’ kann man den Publikum ordentlich einheizen und unter Beweis stellen, dass Musik von der grünen Insel nicht zwangsläufig Flöten und Geigen beinhalten muss, um absolut authentisch zu klingen.

Einmal in Feierlaune, kann es gleich mit WINTERSTORM weitergehen. Im Bereich Power Metal gibt es im Gegensatz zu anderen Szenen, die Nachwuchsbands im Überfluss produzieren ein recht überschaubares Kontingent an neuen, hoffnungsvollen Kapellen. So konnten WINTERSTORM schon mit ihrem Erstlingswerk „A Coming Storm“ auf sich aufmerksam machen, um mit „Kings Will Fall“ endgültig restlos zu begeistern. Auch auf der Bühne kann der Fünfer überzeugen. Mitmach-Metal ist angesagt! Wie in diesem Genre üblich, prägen auch bei WINTERSTORM hymnische Männerchöre die Refrains. ‘The Stormsons’ kann bald jeder Mitsingen, ‘Winterhumppa’ von Debüt gibt es extra in der Black/Death Metalversion (Korpiklaani lassen grüßen) und ‘Into the Light’ kann mit mit einem 80er-Jahre-Stadionrock-Keyboard begeistern. Super Auftritt!

Ruhiger hingegen wird es dann mit AVA INFERI. Rune Eriksen dürfte vielen Metalfans noch unter dem Pseudonym Blasphemer der norwegischen Mayhem ein Begriff sein. Wie nicht anders zu erwarten ist, überzeugen die Songs mit Vielschichtigkeit und kompositorischer Raffinesse, stimmlich abgerundet durch den bezaubernden Gesang von Carmen Susana Simões. Bedeckt mit einem durchsichtigen Schleier, kann sie auch optisch überzeugen: mit beschwörenden Gesten oder entrückt tanzend verleiht sie dem Gothic Doom Metal der Band ein unverwechselbares Gesamtbild, das sich sehr von ähnlich ausgerichtet Kapellen unterscheidet. Darin mag auch ein kleiner Nachteil liegen: da das anspruchsvolle Material der Band kaum Ohrwurmcharakter aufweist, wird es vielen der Anwesenden schnell langweilig und die Spielzeit der Band wird zum Bierholen, Rauchen oder Ähnlichem genutzt.

Jetzt wird es endlich mal Zeit für eine Breitseite Black Metal, denkt sich der geneigte Hörer umd dem entsprechend ist es bei DER WEG EINER FREIHEIT proppenvoll bis auf die Tribüne. Auf der Tour mit Agrypnie und Heretoir hat sich bereits gezeigt, dass Nikita die Doppelbelastung Gitarre/Gesang bestens meistert. Auch heute erntet der Vierer wieder ordentlich Beifall, der alle Diskussionen um die Band, die fernab der Bühne in Internetforen und unter Youtube-Clips ausgetragen werden, verblassen lässt. Gerade das Instrumental ‘Nachtsam’ reißt die Zuschauer mit, ‘Zerfall’ und das abschließende ‘Neubeginn’ wissen ebenso zu begeistern.Wirklich gesprächig ist Nikita zwar immer noch nicht, aber eine Dreiviertelstunde Spielzeit kann man wahrlich besser nutzen, gerade wenn man mit Songlängen jenseits der Siebenminutengrenze aufwartet. Für geneigte Hörer hat die Band übrigens Instrumentalversionen der „Unstille“ Songs auf ihrer Homepage zum kostenlosen Download bereitgestellt. Eine sehr noble Geste, wenn man bedenkt dass es sich beim Album um das aktuelle Release handelt.

Ragnarök 2013

Ragnarök 2013 – Freitag Teil 1

Apr. 082013
 

Los geht es mit den ersten Impressionen vom diesjährigen Ragnarök Festival und dem ersten Teil unseres Festivalberichtes. Die restlichen Berichte und Fotos zu den Bands folgen dann nach und nach.

Text: Astrid Benitsch
Fotos: Martin Dannehl

Jubiläum! Zum zehnten Mal findet das Ragnarök Festival in diesem Jahr statt. Grund genug, um entweder auf gutbürgerliche Art und Weise die Sektkorken knallen zu lassen, das Methorn brüllend gen Himmel recken oder bei einem gewaltfrei geerntetem Grüntee darüber zu sinnieren, wie schnell doch die letzten zehn Jahre vergangen sind. Neben einem Line Up, dass kaum Wünsche offen lässt (der ein oder andere mag jetzt sehnsüchtig an Borknagar denken) gibt es auch die eine oder andere Überraschung auf der Bühne, die altbewährten Wikingerschaukämpfe und zum Aufwärmen die „Mosher`s Night“ am Donnerstag Abend mit gratis Met für die ersten 100 Besucher. Ob es nun am Met liegt oder an einfach an dem für die Campinggäste unangenehmen Umstand, dass der Frühling wieder mal den Bus verpasst hat: die „Mosher`s Night“ ist gut besucht. Sei es, um die Nackenmuskulatur zu lockern, mit Freunden zu plauschen oder einfach nur um der Kälte zu entgehen.

Ragnarök 2013

Ragnarök 2013 – Impressionen

 Veröffentlicht von am 17:50
Apr. 042013
 

2. DARK EASTER METAL MEETING 2013

31.März 2013 (15:30), Backstage/München

Winterfylleth
Asphagor
Sycronomica
Waldgeflüster
Helrunar
Dark Fortress
Bethlehem
Enslaved

Zum zweiten Mal findet das alljährliche Eiersuchen wieder im Backstage in München statt. Den Familien muss leider abgesagt werden, denn auch dieses Jahr zimmert Veranstalter Michael Sackermann und die Backstage Concerts GmbH ein Line-Up zusammen, welches Metalheads aus ganz Deutschland einfach nicht verpassen dürfen. Erscheinen ist Pflicht und so finden immer hin 900 allzu willige Metalfans den Weg ins berühmt-berüchtigte Backstage, um zusammen mit sensationellen Bands ordentlich die Hütte wackeln zu lassen. Osterhasen des heutigen Abends: WINTERFYLLETH, ASPHAGOR, SYCONOMICA, WALDGEFLÜSTER, HELRUNAR, DARK FORTRESS, BETHLEHEM und keine geringeren als ENSLAVED.

Da steht also ein ordentliches Programm an und pünktlich 16 Uhr beginnt der Metal-Marathon mit den Inselbewohnern von WINTERFYLLETH. Die Jungs aus Manchester sind am heutigen Abend die tapferen Opener und nutzen ihre 20 Minuten, um die schon anwesenden Gäste allmählich auf Betriebstemperatur zu bringen. Ihre Sounds sind inspiriert von ihrer schönen englischen Heimat und deren Geschichte. Hart und unbeeindruckt von der noch herrschenden Ankunftsunruhe, fegen sie über die Bühne. Auch wenn der Saal noch nicht voll ist und die meisten, gerade angekommenen Gäste noch in der Findungsphase sind, haben sich doch schon einige WINTERFYLLETH-Fans vor der Bühne eingefunden, die sich auch nicht scheuen schon ordentlich und ungehemmt die Haare zu schwingen. Leider gehen die veranschlagten 20 Minuten verdammt schnell rum und der erste Umbau steht an.

Die Recken von ASPHAGOR haben immerhin 30 Minuten, um sich auf der Bühne auszutoben und nutzen diese ordentlich! Die Österreicher haben sich ein wenig hübsch gemacht für München und ein nettes Corpse Paint angelegt. Die 2007 gegründete Band überrascht das bayrische Publikum so dann mit sehr abwechslungsreichen Black Metal Sounds. So gibt es ordentlich harte Parts zu hören, bei denen man durchaus einige Haare durch die Luft fliegen sehen kann. Laut, böse und aggressiv wird auch auf der Bühne ordentlich gebangt, was den Jungs von ASPHAGOR eine sehr authentische Bühnenshow einbringt und die noch scheuen Münchner durchaus aus der Reserve lockt. Dann wiederum gibt es auch ruhigere Passagen, mit dem ein oder anderen Gitarrensoli zu hören, wobei die sehr variable Stimme von Frontmann „Morgoth“ ihr Übriges zur finsteren Stimmung beiträgt. Eine solch beeindruckende und doch auch ergreifende Show hatte zu so früher Stunde wohl noch keiner erwartet. Deutlich merkt man, dass das Publikum den Black Metal Österreichern durchaus gewogen ist, denn auch wenn noch etwas Unruhe und Distanz herrscht, fallen der Applaus und die Zustimmung ist nicht zu knapp aus. Eine Überraschung, die durchaus für gute Laune sorgt und hoffen lässt, dass man in Zukunft noch mehr von ihnen hören wird.

Up next sind sie Metalveteranen von SYCRONOMICA, die schon über 15 Jahre Bandgeschichte feiern. Zu sechst und mit Keyboard im Gepäck bleibt sich SYCRONOMICA seit 1996 treu und hat auch heute ihren ganz eigenen Epic Black Metal mitgebracht. Ihre Musik verbindet atmosphärische und epische Sounds mit sehr technischem Black Metal und teils verdammt ausgefuchsten, melodischen Gitarrenriffs. Unterstützt durch den Mann am Keyboard, beschwören die Münchner eine finstere, mythische und doch romantische Atmosphäre, die angemessen untermalt wird von der der schon verdammt fiesen und extremen Stimme von Sänger Oliver. Wie auch immer man zu etwas symphonischeren Black Metal Klängen stehen mag, ist doch nicht zu übersehen, dass die Herren sehr wohl wissen, was sie da tun und performance-technisch die unumstrittenen Herrscher des Synchronbangens sind. Auch wenn SYCRONOMICAs Nachtromantik wohl Geschmackssache ist, rocken sie doch ordentlich ihr Heimatpublikum. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Haare fliegen, Köpfe nicken und der Saal kommt allmählich in Feierlaune. Zum Ende verlassen die Jungs dann nach und nach die Bühne. Am Ende bleibt noch ein einsamer Keyboarder, der eine nette Melodie klimpert und schließlich auch die Bühne verlässt und die eingespielte Keyboard-Symphonie ausklingen lässt.

Wieder wird fleißig umgebaut und allmählich wird es ernst hier. Die nächsten 40 Minuten gehören WALDGEFLÜSTER. Mit Mann hinterm Mikro ‚Winterherz‘, der die Band 2005 als Soloprojekt startete, gibt es nun sehr naturverbundenen, eher nachdenklichen und melancholischen, aber keineswegs langweiligen Black Metal auf die Ohren. WALDGEFLÜSTER stürzen das Münchner Publikum in eine unglaublich atmosphärische aber auch geladene Stimmung. Ruhigere und sehr melodiöse Parts mit hohen Gitarrenriffs reißen den Saal mit ungeahnter Wirkung mit. WALDGEFLÜSTER bringen eine Intensität und Tiefgründigkeit herüber, die einen berührt und dennoch, während des ein oder anderen härteren und schnelleren Parts, zum mitbangen verführt. Neben bekannten Songs aus dem Album „Herbstklagen“ (2009) und dem Konzeptalbum „Femundsmarka – Eine Reise in drei Kapiteln“ (2011), gab es noch ein ganz besonderes und vor allem neues Schmuckstück zu hören: ‚Traumschänder‘, eins der neusten Werke von Frontmann ‚Winterherz‘; und was für eins. Mit einer hinreißenden Leidenschaft und viel Herzblut performt, konnte sich auch der mittlerweile vollere Saal der Wirkung einer wirklich beeindruckenden Band nicht mehr entziehen und so wurde ordentlich gebangt und applaudiert. Respekt, wem Respekt gebührt.

Schlag auf Schlag schreitet der Abend voran und nun bekommt das brave Münchener Publikum es mit keinen geringeren zu tun, als den berühmt-berüchtigten Recken von HELRUNAR. München steht eine sensationelle Dröhnung Pagan bevor, denn die Jungs sind heiß auf das Münchner Publikum. Ohne große Umschweife wird auf der Bühne bewegungsreich performt. Der Tag neigt sich allmählich dem Ende, es wird dunkler und zahlreiche HELRUNAR-Fans haben sich eingefunden, die ordentlich Alarm machen. Auf die Ohren gibt es querbeet den ein oder anderen Klassiker, sowie aktuellere Werke. Vom neusten Album „Sól“ gibt es der Aktualität wegen ‚Unter dem Gletscher‘ zu hören, ein wirklich toller Song, der nun zwar auch schon fast zwei Jährchen auf dem Buckel hat, aber dennoch seine Wirkung nicht verfehlt. Die Meute ist kaum zu halten und feiert ihre Helden auf der Bühne mehr als angemessen. Sehr erfreulich dabei der Gedanke, dass HELRUNAR ja schon nächstes Wochenende wieder zu bestaunen sein wird und zwar auf dem Ragnarök Festival. Wer nun also Sehnsucht empfinden sollte, weiß was zu tun ist! Zum krönenden Abschluss der mächtigen HELRUNAR-Show gibt es dann noch die Perle ‚Älter als das Kreuz‘ von der Platte „Frostnacht“, wobei Sänger Marcel sich eigentlich seinen Atmen sparen kann, da das heiße Publikum brav Text gelernt hat und diesen der Bühne lautstark entgegen brüllt. So ist das. HELRUNAR macht, was HELRUNAR eben so macht und München eskaliert. Wo soll das noch hinführen?

Top Voraussetzungen für DARK FORTRESS! Man merkt deutlich, dass München es kaum erwarten kann die bayrische Band endlich loslegen zu sehen. Wie immer stimmt das typische Bühnenoutfit, denn die Jungs von DARK FORTRESS machen bei jedem Auftritt optisch ordentlich was her, allen voran dabei natürlich Frontmann ‚Morean‘. Dann legt das Sextett endlich los und das mit einer etwas anderen als der gewohnten Setlist zu diesem ach so besinnlichen Ostersonntag. So gibt es den, erstmals live performten, Song ‚As the World Kneels Over‘ zu hören, der, wenn auch von einer etwas ruhigeren Gangart, eine wahre Messe für eingefleischte DARK FORTRESS-Fans ist. Neben anderen Klassikern vom jüngsten Album „Ylem“, wie ‚Evenfall‘ und ‚Hirudineans ‚, gibt es auch das etwas ältere Werk ‚Self Mutilation‘ vom 2004 erschienenen Scheibchen „Stab Wounds“ zu hören. Vor der Bühne und auf den Rängen und eigentlich überall wird gebangt, mitgesungen und diese Wahnsinnsband angemessen zelebriert, während auf der Bühne ganz DARK FORTRESS-like episch performt wird. Immer wieder schafft diese einzigartige Band eine mythische und etwas entrückte Atmosphäre zu schaffen, was zum einen an den melodischen Sounds, den verdammt einfallsreichen Texten, aber auch an der unglaublich fesselnden Stimme von Sänger ‚Morean‘ liegen mag, welcher seit 2007 mit im Boot sitzt und diese tolle Band definitiv um einiges bereichert hat. Auf jeden Fall ein Auftritt der einem durch und durch geht, wenn man gewillt ist, sich auf diesen Melodic Black Metal der besonderen und eigenen Art einzulassen.

Abermals wird umgebaut und nun steht München etwas komplett anderes bevor. Nun heißt es mächtig, mächtiger und irgendwie ein wenig verstörend: BETHLEHEM! Man mag sagen was man will, aber wenn der Wahnsinn in eine Band gefahren ist, dann in diese Rheinländer! Hier und dort hört man, dass BETHLEHEM einfach komisch ist und jetzt haben sie auch noch einen neuen Sänger. Was soll man von dem halten und überhaupt die ganze Show! Doch die Jungs liefern ordentlich ab! Und auch Sänger Alex, der seit Dezember 2012 das neue, nette Stimmchen in der Runde der Verrückten ist, performt mit ordentlich Power und Irrsinn eine tolle Show. Eine Band die polarisiert und das auch will. Man soll sie lieben oder hassen, doch niemand sollte auch am heutigen Abend verkennen, dass BETHLEHEM nicht einfach nur Musik ist. BETHLEHEM ist Kunst und genauso sollte man auch die gesamte Show betrachten. Die schwarz-weiß Filmzusammenschnitte, die via Beamer im Hintergrund zu sehen sind, beinhalten zum Beispiel ganz spezielle Filme wie ‚Begotten‘ (1990), einem Experimental-Horrorfilm, der sich mit Religion und der Entstehung der Erde, in, sagen wir, seiner ganz eigenen Weise beschäftigt, ebenso, wie es bei BETHLEHEM um abstrakte, surreale Themen, von Wahnsinn, Tod und Selbstmord geht. Wunderbar veranschaulicht unter anderem in ‚Du sollst dich töten‘ von der Platte „Sardonischer Untergang im Zeichen irreligiöser Darbietung“, anno 1998. Und immerhin hat man 3 wunderbare Intro-Minuten Zeit sich diesen Filmzusammenschnitt in aller Ruhe anzuschauen. Doch so differenziert die Meinungen auch sein mögen, kommt die Band doch beim Publikum an. Wenn auch nicht ganz so übertrieben bewegungsreich gibt es auf der Bühne doch auch eine ordentlich aggressive und angemessen verstörende Show zu bestaunen, woran die dunklen Metzgerschürzen nicht ganz unschuldig sind und nicht aller Tage sieht man dass ein Schlagzeug von einem Drummer so terrorisiert wird, wie es jener zu tun pflegt, kein Wunder schmeißt man einmal einen Blick auf die mächtigen Titten vom ‚Torturer‘, armes Schlagzeug.
Achja, die Schürzen sind übrigens bestimmt dunkel, damit man das Blut darauf nicht so sieht, wer weiß …

Nein, das war genug kranker Wahnsinn für einen Abend, der zwar an Irrsinnigkeit nicht mehr übertroffen werden kann aber dennoch noch im Schatten des almighty Headliners steht: ENSLAVED. Heiß herbeigesehnt reicht es schon, dass die lebenden Legenden auf der Bühne stehen damit München sich freut. Doch ENSLAVED will mehr. Die Norweger haben immerhin eine Mission und diese ist, München heute Nacht, nach einem mehr als ansehnlichen Black Metal Marathon, den Gnadenstoß zu geben. Auch hier gab es Songs aller Altersklassen. Doch ob Werk mit Viking-Einschlag oder neueres, was immer mehr in Richtung Extreme Metal tendiert, geht die Meute tierisch ab. Nahezu der gesamte Saal bangt und feiert euphorisch die norwegischen Krieger auf der Bühne. Egal ob man eher die alten Alben oder lieber den neueren Kram mag, ist in der heutigen Setlist für jeden etwas dabei und so machen ENSLAVED München gleichermaßen glücklich und kaputt! Gewohnt hart, brutal und böse rumpeln die Metalveteranen über die Bretter und kommen damit einer Urgewalt kosmischen Ausmaßes gleich. Die Jahre scheinen ihnen nichts anhaben zu können, denn noch immer bringen sie die feierwütige Meute zum kochen. Zum Abschluss gibt es dann noch einen ganz besonderen Leckerbissen, über den sich Anhänger des „Frost“-Albums (1994) besonders freuen dürften: ‚Fenris‘. Damit war es um München geschehen und die Stimmung gar nicht mehr in Worte zu fassen.

Bleibt zu sagen, dass wir verdammt Glück haben, dass morgen Ostermontag ist und so ein wenig Zeit, um wieder auf Leben und Welt klar zu kommen. Wenn der Osterhase sich auch nicht ins Backstage getraut hat, um Eier zu verstecken, so hätten wir alle diesen Feiertag doch nicht besser verbringen können! Bis nächstes Jahr, wenn es wieder heißt: Ostern wird laut, böse und verdammt finster!

Text: Stefanie Seliger
Bilder: Martin Dannehl

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März 272013
 

Thy Wicked, Ahnengrab, Asenblut, Riger

23.März 2013 (19:30), Club From Hell/Erfurt-Bindersleben

Thy Wicked
Ahnengrab
Asenblut
Riger

Allmählich sollte es ganz eindeutig Frühling werden, doch der Winter hat Thüringen auch Ende März weiter fest im Griff. Doch genauso, wie der Winter einfach nicht aufhören mag, findet auch die Feierei im Club From Hell in Erfurt kein Ende. Der all wochenendliche Feiermarathon reißt auch dieses Wochenende nicht ab und für 15 Euro an der Abendkasse geben sich diesen Samstag die paganischen Krieger von THY WICKED, AHNENGRAB, ASENBLUT und RIGER gegenseitig die Klinke in die Hand, um Erfurt ordentlich Feuer unterm Hintern zu machen.

Und so soll es auch geschehen! Pünktlich 20 Uhr legt die erste Band los. THY WICKED gibt es seit 2000 und die Jungs sind heute aus dem fernen Frankenland angereist, um einen ordentlichen Auftakt hinzulegen. Die Rothenburger schmeißen hemmungslos eine laute und intensive Pagan-Viking-Blackmetal Show auf die Bretter und auch wenn das Publikum sich das Geschehen auf der Bühne lieber mit noch ein wenig Abstand anschaut, nicken doch einige Köpfe und fliegt das ein oder andere Haar. Der abwechslungsreiche Sound aus melodischen und sehr groovigen Parts reißt die Erfurter dann doch zusehens mit und bringt einiges an Bewegung in den noch jungen Abend. Dann jedoch wird es plötzlich dunkler auf der Bühne und auch der Sound steigt aufgrund eines kurzen Stromausfalls aus. Sehr unschön für die Band und echt eine Frechheit, doch Strom und Technik sollen diesen Abend noch öfter ein wenig rumzicken. Nachdem Strom, Sound und Licht sich wieder komplett eingefunden haben, rocken THY WICKED aber natürlich tapfer weiter. Mit ihrer lauten und offenen Show, sowie einer leidenschaftlichen Bühnenpräsenz gelingt es den Franken auf jeden Fall das Publikum ordentlich anzuheizen und für eine gute und ausgelassene Stimmung zu sorgen.

Beste Voraussetzungen, um gleich weiter aufzudrehen und so liegt es nach einer kurzen Umbaupause an den Metalheads von AHNENGRAB den tollen Auftakt fortzusetzen. Die Recken aus Frankfurt an der Oder locken das Publikum immerhin schon ein wenig näher an die Bühne und legen ohne große Umschweife los. Nach dem Intro beginnt die Band los zu ballern und nur der Mann mit der Stimme wird noch auf der Bühne vermisst. Just in time legt der dann aber einen dramatischen Auftritt hin und so geht’s knallhart und schön laut mit dem Song ‚Furcht‘ von AHNENGRABs zweiter, 2012 erschienenen, Platte „Omen“ los. Das willige Publikum bekommt ordentlich etwas auf die Ohren und nicht nur ihre neusten Werke haben die Brandenburger mitgebracht. Es gab auch die ein oder andere Melodie vom ersten Album „Ahnengrab“ zu hören, so z.B. ‚Einherjer‘ und ‚Die letzte Fahrt‘. Dabei begeistern die Jungs mit einer wirklich besonderen und ganz eigenen Show. Neben den harten und richtig fiesen Metalsounds finden sich doch auch sehr berührende Melodien und Riffs, die ins Ohr gehen und ihre Mucke wirklich zu einem Highlight machen. Das lässt natürlich auch das Publikum nicht kalt und so wird in den ersten Reihen artig gebangt und auch der Applaus lässt nicht zu wünschen übrig. Fäuste werden in die Luft gereckt und der Band verdienter Respekt gezollt. Auch wenn der Strom sich mittendrin erneut kurz verabschiedet, gelingt den Jungs hier doch ein sehr eindrucksvoller Auftritt, der den Saal weiter anständig auf Betriebstemperatur bringt.

An der heißen Stimmung kann auch der Umbau nichts ändern und so herrschen perfekte Voraussetzungen für die Recken von ASENBLUT und die muss man natürlich nicht lange bitten, ganz im Gegenteil! Die Göttinger sind heiß Erfurt dem Erdboden gleich zu machen. So wird auch gleich ordentlich losgeballert. Dabei haben die Männer einige besondere Leckerbissen. Neben älteren Meisterwerken, wie ‚Klingenschmiede‘ vom ersten Full-length Album „Aufbruch“ werden dem wilden Publikum vor allem einige Schmuckstücke vom neusten Presswerk „Von Worten und Taten“ um die Ohren gehauen. Obwohl es die Scheibe erst ab Ende April gibt, haben die netten Jungs von ASENBLUT ihr Werk den braven Erfurtern heute schon mitgebracht. Von der neuen Scheibe gibt es dann sogleich unter anderem ‚Nibelungenmär‘ ‚, ‚Ringfluch‘ und ‚Wahn und Chaos‘ zu hören und bei allem was einem heilig ist: Erfurt bebt wahrlich. ASENBLUT wüten nicht nur mit brutalen und richtig fies lauten Sounds, sondern auch mit einer hammerharten Bühnenshow. Allen voran Frontmann und Sänger Tetzel, welcher dem willigen Thüringer Publikum nun wirklich keine Chance mehr lässt und sie förmlich bis vor an die Bühne zerrt. Ganz Rampensau sorgt der starke Mann hinterm Mikro für ordentlich Abriss auf und eine Menge bangender Köpfe vor der Bühne. Laut werden die Niedersachsen bejubelt und die Fäuste in die Luft gehoben und auch ein neuerlicher Ausfall der Technik kann an der Bombenstimmung nichts ändern. ASENBLUT geben Erfurt wirklich den Rest und dabei steht der Headliner des Abends doch noch aus.

Wo soll das nur enden, stellt sich da die Frage, doch es gibt nur ein kurzes Luftholen und nach einer trügerischen Stille vor dem Sturm kommen nun RIGER über das Publikum, um ihnen nach feinster RIGER-Manier den absoluten Gnadenstoß zu geben. Besonderer RIGER-Hingucker ist natürlich Sänger Ingo, der, zur Freude aller anwesenden Weiber, es sich nicht nehmen ließ während der Show seinen Prachtkörper zu präsentieren und es den Damen somit wahrlich schwer machte, sich auf die Musik zu konzentrieren, denn bei RIGER gibt es nicht nur optisch, sondern auch soundtechnisch ordentlich was zu erleben. Auch heute Abend beeindrucken die Männer aus Frankfurt an der Oder mit ihrem ganz besonderen Sound. Melodische Gitarrenriffs und infernalische, doomige Passagen bieten ordentlich Abwechslung für die Ohren, komplettiert durch die sehr variablen Vocals, die von finsterem Growlen über aggressives Gekeife, bis hin zum RIGER-typischen Geflüster reichen. Zu hören gibt es Songs quer durchs Beet. Sowohl aus dem jüngsten Werk „Streyf“, als auch ältere Klassiker wie ‚Auf die Ahnen‘ von der Scheibe „Des Blutes Stimme“ oder ‚Zunft der Lügner‘ und ‚Angriff‘ von der 2004 erschienenen „Gjallar“. RIGER rocken Erfurt in eine Trance und das Publikum ist absolut nicht zu halten. Während die Frauen schmachten, sind die Herren schwer mit bangen, saufen und feiern beschäftigt. RIGER machen im wahrsten Sinne alle glücklich und bieten eine Show, die man einfach nur genießen muss. Egal ob man einfach nicht aufhören kann den Jungs beim Wütend zuzuschauen oder direkt vor der Bühne richtig derbe eskaliert, ist es ein unglaublich erlebenswerter Gig und jeder der nicht da sein kann, sollte zusehen sich RIGER dieses Jahr z.B. auf dem Ragnarök-Festival anzuschauen. Auch ein neuerlicher Ausfall der Technik, fairer Weise bei nun wirklich jeder Band, zieht diese Megashow nun wirklich nicht runter.

Wieder mal verleben wir einen tollen Abend im Club From Hell in Erfurt, mit vier wirklich tollen Bands und einem unglaublichen Publikum und tierisch zickiger Technik, aber hey: Ordentlich zerstört und eine Menge zerzauste Haaren sind der Beweis, dass die Bands ihren Job verdammt gut machen und sie sich hoffentlich bald mal wieder hier Blicken lassen. Danke für einen großartigen Abend. Cheers !

Text: Stefanie Seliger

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März 142013
 

Décembre Noir, Hangatyr

9.März 2013 (20:00), Heavy Duty/Dresden

DÉCEMBRE NOIR

HANGATYR

Diesen Samstag ist erscheinen in Sachsen, besser gesagt im Heavy Duty in Dresden, Pflicht! In dem kleinen aber umso bekannteren, ja legendären Club, sind heute DÈCEMBRE NOIR und HANGATYR am Start und für gerade einmal 2€ Eintritt, dürfte es wohl kaum einen akzeptablen Grund für Abwesenheit geben.

Ab 20 Uhr kann man im Heavy Duty aufschlagen und sich mit dem ersten bzw. den ersten fünf Bier versorgen, um sich dann, mit etwas Verspätung zwar ca. 21:30, unten vor der Bühne einzufinden. Erfreulicher Weise ist Dresden mehr als gehorsam und so ist der Saal auch ordentlich gefüllt.

Da Intros vollkommen überbewertet werden, legen DÈCEMBRE NOIR auch prompt los. Letzens erst rockten sie zusammen mit Aeternus die Thüringer Bühne des Clubs From Hell in Erfurt und überraschten und begeisterten dort nicht schlecht. Heutiges Ziel ist Dresdens zahlreiches und williges Publikum. Wenn auch anfangs noch etwas verhaltene und abwartende Stimmung in der Luft liegt, so merkt man doch, dass die Jungs von DÈCEMBRE NOIR einiges an Anklang finden. Wie schon vor einigen Wochen in Erfurt berührt und bewegt die junge Band mit ihrem ganz eigenen Sound nun auch Sachsen. Klar ist, dass DÈCEMBRE NOIR keine Band zum gnadenlos durchmoshen- und bangen ist. Besonders während den ruhigeren, melodischen Passagen gilt es, sich einfach mal zurückzulehnen und den gefühlvollen Cleargesang auf sich wirken zu lassen, nur um im nächsten Moment mit einem fiesen und groovigen Death Metal Riff, ohne Vorwarnung aus den Socken geballert zu werden. So sieht das auch Dresdens Publikum und zollt den Erfurtern Hände klappernd und wohlwollend nickend ihren Tribut.

Mitgebracht aus Thüringen haben DÈCEMBRE NOIR ihre Weimarer Kollegen von HANGATYR. Diese nehmen nun mit ihrem besonderen Pagan/Black Metal Programm das sächsische Publikum aufs Korn. Die 2007 gegründete Band hat sich ganz der Heimat und der germanischen Mythologie verschrieben. Gekonnt und mit viel Leidenschaft und Gefühl verbinden sie kalt anmutende Riffs, mit heimatverbundenen Melodien, wobei die dazugehörigen deutschsprachigen Texte von Sänger Silvio mit aller Macht ins Mikro gegrowlt werden. Wenn auch laut, finster und durchaus zum Bangen anregend, schaffen es HANGATYR doch neben ihrem knallharten Black Metal Sound eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen. Schaut man den Kriegern so beim Wütend auf der Bühne zu, merkt man doch, wie jeder einzelne auf eine ganz besondere Art und Weise sehr verbunden mit der eigenen Musik und Band ist. Dies lässt sich auch vor dem Dresdner Publikum nicht verbergen und das, in sehr guter Stimmung, geht ordentlich ab. Haare werden geschwungen und reichlich Fäuste in die Luft gereckt. Begeistert und mitgerissen wird dann nach einer Zugabe verlangt, die den braven Dresdnern ja wohl kaum verweigert werden kann. Als Zugabe und letzten Song gab es dann noch ein kleines Highlight zu hören: „Faules Wasser“ ist laut Ansage Sänger Silvios ein neuer Song der erst ein paar Mal geprobt wurde: aber nochmal ein richtiger Reißer und ein gutgewählter Abschluss ist. Zugleich ein guter Anlass gleich noch ein paar Bier oder wahlweise Schnaps zu trinken, denn nun ist weiterfeiern im legendären Metalschuppen Heavy Duty angesagt. Die Nacht ist noch jung, die Leute, nach zwei wirklich tollen und jede auf ihre eigene Art begeisternden Bands, in bester Laune und so heißt es nun: Auf zur Bar und danke an DÈCEMBRE NOIR und HANGATYR, prost!

Text: Stefanie Seliger

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