Mai 202014
 

Samstag auf dem KHAOS KVLT 2014
Club Zentral – Stuttgart – 19.04.2014

Fyrnask
Lux Divina
Fäulnis
Eis
Eismalsott
Nocte Obducta

FYRNASK

Da sich LUX DIVINA auf ihrem Weg von Spanien verspäten, eröffnen FYRNASK den Abend. In Mönchskutten, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen stimmen die Musiker aus Bonn zu kaltem blauen Licht ihre schwer tragende Mischung auf Ambient und Black Metal an. Viele lassen sich auf die düsteren Klänge ein und versinken in dem sich zusammen brauendem Sturm. Wer sich nicht darauf einlassen kann, kann den Sänger beobachten wie ein zu hoch gestelltes Mikrofon ihn immer wieder die Kapuze verlieren lässt. Auf der Bühne gut auszusehen ist eben schwieriger als man oft denkt.

LUX DIVINA

LUX DIVINA, die Spanier, haben schon einige Band-Jahre auf dem Buckel und haben dank Problemen im Straßenverkehr nun doch den zweiten Slot im Lineup ergattert. Recherchen im Vorfeld haben Vergleiche mit BORKNAGAR und PRIMORDIAL zu Tage gefördert, was einen Innovation und Abwechslungsreichtum erwarten lässt. Nach der Einstimmung mit FYRNASK ist es aber gar nicht so leicht sich experimentelleren Klängen zuzuwenden, weshalb viele auf Essensjagd gehen oder einfach vor der Türe stehen und rauchen. Trotzdem ist vor der Bühne eine gute Stimmung. LUX DIVINA sind zwar schwer zu beschreiben, haben aber wohl schon ihre Anhänger bei uns. Um diese Mischung aus klarem Gesang, Geprügel, Akustik Gitarren und Geschrei zu verarbeiten bedarf es aber bei den meisten wohl ein exklusiveres Umfeld.

FÄULNIS

Mit Fäulnis kommt mein persönlicher Headliner des Abends, dies muss ich trotz meiner Verbundenheit zu Nocte Obducta eingestehen. Dies ist meine erste Live-FÄULNIS und die Erwartungen sind gemischt. FÄULNIS sind zusammen mit EIS auf ihrer „Aufbruch zum Abgrund Tour“ und werden unter Anderem auch auf dem RAGNARÖK Festival zu Gast sein. Seuche hat leider eine lästige Grippe, wobei man ihm das auf der Bühne nicht anmerkt. Das Elende Erscheinungsbild gehört sowieso zur Präsentation der depressiv-destruktiven Songs. Als Besonderheit wird auf dieser Tour „Letharg“ zur Eröffnung gespielt, welches auf Grund seiner Länge wohl selten ins Set mit aufgenommen wurde. Bei „Weiße Wände“ versagt dann leider die Stimme, aber die Tour hat ja noch mehr Tage zu bieten.

EIS

EIS waren lange Zeit als GEIST unterwegs und haben mit Alben wie „Galeere“ schon einen Eindruck in der Szene hinterlassen. Die aktuelle Scheibe nennt sich „Wetterkreuz“ und ist der erste Silberling unter dem neuen Namen. Der Saal ist gut gefüllt und sogar der Schweiß tropft mittlerweile von der Decke. Es herrscht viel Bewegung im Publikum. Es scheint, dass EIS der heimliche Headliner des Abends sind, denn die Temperaturen steigen immer weiter während das Publikum die Haare wehen lässt oder einfach in der Musik schwelgt. Der Musikstil ist eine Mischung aus Doom- und Blackmetal und erzeugt eine eher düster-kalte Atmosphäre. Wo FYRNASK noch besinnlich wirkten, lassen EIS eine beklemmende drohende Kälte entstehen, wie der Name eben schon verspricht.

EISMALSOTT

EIS sind heute nicht nur sie selbst, sondern nach dem ersten Set auch nochmal als EISMALSOTT auf der Bühne und spielen das neue EISMALSOTT Werk „Weißblendung“ .EISMALSOTT nannte sich die Band von der sich EIS abgespaltet haben. „Weißblendung“ ist ein Neuanfang für EISMALSOTT.

Das Publikum scheint zu ignorieren, dass es sich theoretisch um zwei verschiedene Musikprojekte handeln soll und nimmt das zweite Set mindestens genau so energiereich auf wie das eigentliche Eis-Set.

NOCTE OBDUCTA

NOCTE OBDUCTA bieten den Abwechslungsreichen Abschluss des langen Abends. Mal besinnlich-melancholisch, mal brachial-zerstörerisch haben die Mainzer für jeden Geschmack etwas im Repertoire. Nur simpel wird es nie. Stimmungsvoll geht es mit einem Teil des Songs „Dinner auf Uranos“ los, wobei der geneigte Hörer sich mit einem kurzen Teil des eigentlich fast vierzehn minütigen Songs zufrieden geben muss. Nun da alle in anderen Sphären auf Uranos versunken sind folgt „Niemals Gelebt“ und reißt jeden wieder in diese Welt zurück. Mit „Glückliche Kinder“, „Letheum“, „Am Waldrand“ und „Die Pfähler“ werden vor Allem zwar bekannte, aber noch nicht auf CD veröffentlichte Songs intoniert. In der Mitte der Konzerts wird auch wieder die Verschmelzung aus „November“ und „und Pan spielt die Flöte“ dargeboten. Die Komposition ist sehr gut. Es wäre aber durchaus mal interessant die ungekürzte Fassung von Pan erleben zu dürfen, da sich ein so langer Song ja in sich aufbaut und steigert. Mit „Fick die Muse“ von der „Schwarzmetall“ gibt es zum Abschluss noch einmal auf die Fresse.

Setlist

Intro (Interludium Dinner)
Niemals gelebt
Der Durst in meinen Augen
Glückliche Kinder
Letheum
November/Pan
Braineaters
Am Waldrand
Die Pfähler
Fick die Muse

Text: Stefan Brätsch

KHAOS KVLT 2014

KHAOS KVLT 2014

Apr 032014
 

Metal Empire im From Hell
21.03.2014

Homoferus
Vital Remains
Gorgoroth


Ein unerwarteter Abend mit Ausfällen

Während der gesamten Europatournee stehen in Deutschland genau drei Termine an und Szenekenner wissen wie selten die norwegische Kultband GORGORORTH unterwegs sind. Als mit VITAL REMAINS ein ebenfalls rarer Supportact verkündet wurde, fackelte ich nicht lange und bin in die thüringische Landeshauptstadt gepilgert.

Auftakt des Abends bildet die junge Truppe namens HOMOFERUS. Musikalisch serviert man eine Mischung aus Black-Metal und Gothic- bzw. Symphonic-Metal-Elementen. Leider klingt es in echt nicht annähernd so gut, wie in der Beschreibung. In den Songs wird anfangs immer ordentlich geprügelt und dann kommt völlig unerwartete ein ganz harter Break und das Keyboard spielt daraufhin ein kurzes Solo. Die Übergänge klingen nicht sauber und meiner Meinung nach hätte man ein bisschen mehr Liebe in die Komposition stecken können. Ebenfalls witzig anzumerken ist die Tatsache, dass sowohl Keyboarder, als auch Gitarrist und Bassist den Gesang übernehmen. So kann es passieren, dass der Keyboarder mal kurzzeitig arbeitslos ist und das Publikum mit interessanten Tanzeinlagen unterhält. Die Stimmung allgemein vor der Bühne liegt beim Gefrierpunkt, doch davon lassen sich die Skandinavier nicht unterkriegen und ziehen konsequent ihr Programm durch.

Musikalisch wertvoller ist definitiv die amerikanische Death-Metal-Band VITAL REMAINS, auf die ich mich wie ein kleines Kind schon freue. Von der ursprünglichen Besetzung ist nur noch Tony übrig geblieben, aber für das 25-jährige Jubiläum konnte er einige Kollegen rekrutieren und liefert heute Abend eine Setlist, die jedem Fan das Wasser im Mund laufen lässt. Wie zu erwarten, gibt es ein langes Intro mit dramatischen Choreinlagen, ein paar Schreien von armen Seelen dazu und das ganze leitet zu ‚Devoured Elysium‘ über. Während der hintere Raum schon Wurzeln schlägt, fliegen vorne wild die Haare. Ohne viel Zeit mit reden zu verlieren, geht es direkt weiter mit ‚Hammer Down The Nails‘ und ‚Scorned‘. Besonders Bandneuling Aaron Homma geht ab wie ein Duracell-Hase und ist ein mehr als würdiger Nachfolger an der Klampfe, aber auch Sänger Brian weiß wie man Menschenmassen einzuheizen hat. Es geht in der Diskographie zurück und so zaubert man nun ‚Forever Underground‘ aus dem Hut. Obwohl nur 45min Spielzeit angesetzt sind, geht der Haarschüttelfraktion langsam die Puste aus, aber wenn ‚Savior To Non, Failure For All‘ und ‚Descent Into Hell‘ (sogar mit Intro) erklingen, muss man die Genickstarre eben in Kauf nehmen. Ganz großes Finale zelebriert man mit dem Song ‚Icons Of Evil‘ und beim Ertönen von ‚Where Is Your God Now?‘ geht mir als Fan einfach nur das Herz auf. Die lange Reise für dieses Band ist es einfach wert gewesen!

Eigentlich ist für mich der Abend gelaufen, aber es gibt ja noch GORGOROTH. Obwohl recht wenig los ist, trudeln jetzt die Menschenmassen ein und die Halle wird bis zum letzten Winkel ausgefüllt. Mein letztes Liveerlebnis mit den Herren war weniger interessant gewesen und da sie von ihrer Bühnenpräsenz sich kaum noch von irgendeiner anderen Black-Metal-Band abheben, erwarte ich heute nichts besonderes. Leider irre ich mich da gewaltig, denn diese Show entpuppt sich als die schlechteste, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe. Liegt es an den Musikern? Nein, denn diese sind in der üblichen Montur, sprich Corpsepaint, überdimensional langen Killernieten und Lederkluft unterwegs. An der Setlist? Ebenfalls nein, denn mit ‚Bergtrollets Hevn‘, ‚Prayer‘, ‚Katharinas Bortgang‘ ‚Revelation Of Doom‘ oder ‚Ødeleggelse og Undergang’gibt es einen mehr als guten Querschnitt aus der Diskographie und diese wird von den Leuten auch mehr als ruhmreich abgefeiert. Woran liegt es also dann? Habt ihr schon mal ein Konzert erlebt, wo der Strom komplett weg gefallen ist? Sicherlich. Meistens konnte man das Problem wieder beheben und der Spaß geht dann meistens reibungslos weiter, aber habt ihr das schon 17 Mal in einer Show erlebt? Ich definitiv nicht und wenn allein in einem Song ganze drei Unterbrechungen sind und man jedes Mal wartet bis der Strom wieder fließt, hat man nicht nur als Besucher, sondern auch als Musiker schnell die Lust verloren. Ich weiß nicht wem man an dieser Stelle einen Vorwurf machen muss, aber kein Song schafft es problemlos bis zum Ende und das ist das Traurige an der Geschichte. So etwas hat keine Band verdient!

Text: Hang Mai Le

Metal Empire – Gorgoroth

Metal Empire – Gorgoroth

Mrz 242014
 

Disciples of the Void Tour 2014
17.03.2014 – From Hell Erfurt

Irkallian Oracle
Pseudogod
Nightbringer
Sargeist

An diesem Abend ist Underground Black Metal angesagt – nun ja, hauptsächlich. Im Gegensatz zur Borknagar-Tour, an der nur skandinavische Bands teilnahmen, sind die vier Acts des heutigen Abends geografisch weitverstreut.

Als ich ankomme, haben IRKALLIAN ORACLE schon begonnen, obschon es nicht mal acht ist. Die Band aus Schweden (… hauptsächlich) ist tief im Okkultismus verwurzelt. Da stehen keine Metaller auf der Bühne, die eine Show runterzocken, da stehen Priester, die ein okkultes Ritual vollführen. Alle vier sind in lange Roben gekleidet, die Gesichter völlig verschleiert (ich gehe mal davon aus, daß sie da noch durchsehen konnten, ansonsten ist es echt eine Leistung so Schlagzeug zu spielen), der Sänger trägt zudem eine reichhaltig verzierte, purpurne Stola. Anonymität pur (anscheinend ist der Sänger aber der Sänger von Nightbringer…). Vor ihm glimmen Räucherstäbchen langsam nieder, neben ihm ein Tisch mit allerlei Paraphernalia, darunter weitere Klanginstrumente, wie ein Tamburin, eine große Rahmentrommel, ein bronzener Mörser mit Stößel. Ach ja, die Musik! Ich hatte mal vorher in ihr Debütalbum gehört und war nicht so angetan. Sie spielen komplexen, teils fast atonalen Deathdoom mit kaskadenartigen Klangfolgen, die nur sehr selten mal straighten Blastbeats nachgeben. Die Mucke ist echt anstrengend, entfaltet mit der Zeit aber eine hypnotische Wirkung, insbesondere die Kriegstrommelpassagen kommen stark rüber. Live auf jeden Fall besser als auf CD (richtig fetter Sound).

PSEUDOGOD aus Russland bieten dann ein krasses Gegenteil. Sie mögen sich zwar dem Satanismus verschrieben haben, aber das Image ist eher dreckig-punkig. Insbesondere der Sänger scheint bei den Jungs von Watain geduscht zu haben, und auch die anderen sind mit Blut und Schmutz bekleckert. Auch musikalisch gibt’s das totale Kontrastprogramm, alles ist kurz, straight, programmatischer in-die-Fresse-Black-Metal, einerseits erfrischend nach Irkallian Oracle, andererseits mit der Zeit etwas stumpf und langweilig. Machten Spaß, werden aber nicht in meiner Erinnerung verbleiben.

Mit NIGHTBRINGER dann wieder ein kompletter Schwenk zurück, zurück zum Okkultismus und der anderen Supermacht, denn die Band ist aus Colorado in den USA. Amerikanischer Black Metal ist ja zumeist recht abgefahren, und diese Band paßt da voll rein. Auf großen Bannern prangt das Symbol der Church of Satan, die Bandmitglieder tragen abermals Roben (diesmal ohne Schleier), statt Corpsepaint gibt es blasse Gesichter mit weiteren okkulten Symbolen auf der Stirn, und der glatzköpfige Sänger trägt rotes Warpaint und ein großes Auge auf der Stirn. Auch diese Band hatte ich mir zuvor angehört und war nicht so ganz mit ihr warmgeworden. Sie spielen pfeilschnellen Black Metal, bei dem es aber kaum eigentliche Riffs gibt, stattdessen flimmern die Gitarren in hohen Tremolofolgen, so als wären die kompletten Lieder Soli. Auf Platte ist das mit der Zeit auch ein wenig nervig, aber live… Wer auch immer den Sound abgemischt hat, gratuliere!! In diesem Mix dominierten die Gitarren und der Gesang (es darf im Black Metal endlich mal wieder richtig fies gekrischen werden, das Wohl!) über dem Schlagzeug, was das Ganze in eine Kreissägensoundwand verzerrt, eine perfekte Demonstration, wie geil die Höhenlastigkeit im Black Metal sein kann. Welle über Welle krachte auf mich herein, ich stand einfach nur da und badete, nein, suhlte mich im Sturme… Einfach irre. Einer der besten Black Metal Auftritte, die ich seit langer Zeit gesehen habe!!!

Übrigens haben sowohl Irkallian Oracle als auch Nightbringer ihre Shows komplett ohne Publikumsinteraktion abgezogen, keine Ansagen, nichts. Davon mag man halten, was man will, ich fand es hat zum Image gepaßt. Wobei das Publikum eh weniger als mäßig dabei war…

Mit SARGEIST, dem Headliner, dann eigentlich die Band, auf die sich alle gefreut haben, die eine Band, die ich auch auf Platte richtig gut finde. Und dann wurde der Auftritt leider zu einer herben Enttäuschung. Zum einen war er nur 50 Minuten lang, wohl um das Versprechen “20 Minuten vor der letzten Bahn ist Schluß” einzuhalten, aber trotzdem sehr überraschend. Einer der Zuschauer ging danach sogar auf die Bühne und forderte mit dem Sängermic in der Hand lautstark eine Zugabe. Ansonsten kann ich das Problem schwer beziffern… Irgendwie kam die Atmosphäre, die man sonst von ihrer Musik kennt, einfach nicht rüber. “Black Fucking Murder” wurde zwar (zumindest relativ gesehen…) abgefeiert, aber ansonsten wirkte alles ziemlich langweilig und identitätslos. Echt schade. Und ich war mit dieser Meinung auch keineswegs alleine.

Und am Ende noch, für Interessenten… eine Setlist. Mehr fand ich leider nicht.

Pseudogod:

1. Vehement Decimation, 2. The Antichrist Victory, 3. The Seraphim Of Ultimate Void, 4. Malignant Spears, 5. Necromancy Of Iron Darkness, 6. The Triangular Phosphorecence, 7. B. W. III, 8. Muerte, 9. Azazel

Text: D. A. Kann

Metal Empire – Sargeist

Metal Empire – Sargeist

Mrz 182014
 

Niflheim Tour 2014 – erster Stopp im From Hell Erfurt
07.03.2014

Shade Empire
Ereb Altor
In Vain
Manegarm
Borknagar

Wer hätte das gedacht? Borknagar are back! Satte 15 Jahre nach der letzten Tour sind sie endlich wieder auf Clubbühnen zu sehen. Ich habe schon seit Monaten diesem Auftritt entgegengefiebert, das letzte Mal, daß ich sie Live gesehen habe, war auf dem Wacken ‘98, da war die Archaic Course nicht mal erschienen und ein gewisser Simen Hestnæs der Nachfolger von Garm, von dem kaum jemand was gehört hatte… Und sie würden vier weitere Bands aus dem skandinavischen Raum mit im Gepäck haben.

Das Paket eröffnen die Finnen von SHADE EMPIRE, auf die ich mich auch tierisch gefreut habe – zählt doch ihre aktuelle Scheibe “Omega Arcane” zu meinen Highlights 2013!! Ich kann sie jedem, der mal Black Metal, der die Bezeichnung symphonic wahrlich verdient hat, nur wärmstens ans Herz legen! Auf jeden Fall kommen sie schon um 19:15 Uhr, eine fürs From Hell unsägliche Zeit, auf die Bühne (eine Viertelstunde vor offiziellem Beginn laut Karte gar). Viele Leute haben sich noch nicht eingefunden, aber den Anwesenden gefällt’s. Der Sound ist zu Beginn etwas mau, was bei der Komplexität des Materials auch nicht ganz verwunderlich ist, bessert sich aber im Laufe des Auftritts. Sie eröffnen mit dem genialen Opener “Ruins” der neuen Scheibe. Weitere Höhepunkte sind das extrem komplexe, an Meshuggah gemahnende “Adam & Eve” (mir fiel wortwörtlich die Kinnlade runter), welches Juha Harju mit den Worten “We are Shade Empire from Finland, and we are schizophrenic fucks!” einleitet, und das abschließende “Nomad”, ein perfekter Ausklang. Gefehlt hat mir das göttliche “Disembodiment”, aber 13 Minuten für einen Song sind vielleicht etwas zu viel…

Es folgen EREB ALTOR, die echt aus Quorthon’s Suppenschüsselchen gelöffelt haben. So dermaßen viel Bathory Worship kenne ich sonst nur von Twilight of the Gods. Inklusive eines Sängers, der ähnlich wie Quorthon nicht so wirklich singen kann und diese hohe, irgendwie nervig bohrende Stimme hat… Eigentlich schade, daß der andere Sänger, der eine tiefe, klare Stimme hat, die wirklich exzellent ist, nicht den Hauptpart der Vocals übernimmt – aber dann wäre es ja nicht mehr Bathory, gelle? Für mich klingt die Band auf jeden Fall am Besten, wenn sie wie bei dem famosen “By Honour” vom gleichnamigen Debüt es ganz langsam, majestätisch und doomig angehen lassen.

Kommen wir nun zu den auf dem Tourplakat als “Special Guest” angekündigten IN VAIN, die keineswegs “local support” oder so sind. In der Tradition des skandinavischen Band-Inzests stellt die Instrumentalfraktion von In Vain auch zugleich die Live-Besetzung von Solefald, und der Live-Drummer von In Vain ist Baard Kolstad von Borknagar, der heute Abend also zwei Shows zockt. Mir war die Band bisher noch gar kein Begriff, einige der Anwesenden scheinen aber ganz große Fans zu sein. 😉 Dann schauen wir doch mal, was sie zu bieten haben… Die Musik gemahnt, zumindest so beim ersten Anhören, an finnische Acts wie Barren Earth, Swallow the Sun und Black Sun Aeon, ohne aber ganz deren Klasse zu erreichen (fand ich). Das Vocal-Duett ist auf jeden Fall interessant. Zu “Image of Time” gibt es dann weitere Verstärkung in Form von niemand anderem als Lazare von Solefald/Borknagar (Satanic Cat Content +1!), und dieses Lied sowie das abschließende “Floating on the Murmuring Tide” machen es auch mir, dem Häretiker, klar, wie toll diese Band ist! 😀 (Und jetzt bereue ich es, nicht gleich da und dort ihre komplette Diskographie erstanden zu haben…)

MANEGARM dann sind eine der dienstältesten Viking Metal Bands, und wie Ereb Altor Schweden. Ich muß ja zugeben, so ganz ist die Band nicht mein Geschmack, dazu ist in den meisten Liedern der Schunkelfaktor einfach zu hoch, das geht mir zu sehr in die Pagan/Folk Metal Ecke. Das kann man der Band aber jetzt nicht anlasten, sie machen definitiv einen ordentlichen Job und ein Großteil des Publikums macht kräftig mit! Und wenn sie dann mal brutal voranpreschen wie z. B. in dem Lied “Sons of War”, dann gefallen sie sogar mir. Hinzu kommt, daß der Gitarrist Geburtstag hat und er daher ganz besonders abgefeiert wird.

BORKNAGAR. Eine Band, die mich seit dem eröffnenden Schrei von “Vintervredets Sjelesagn” auf dem gleichnamigen Debüt fasziniert hat, die aber – zumindest meiner Meinung nach, wenngleich ich da nicht alleine war – in den folgenden Jahren, insbesondere nach der Archaic Course, zunehmend ausgewimpt ist. Und dann kommt Urd, und ich bin restlos begeistert!! Daher freue ich mich ausnahmsweise mal darauf, bei einem Konzert vor allem das neueste Material zu hören. Wie schon eingangs erwähnt, ist dies die erste Tour der Band seit 15 Jahren, und so nebenbei auch noch das allererste Konzert der Tour. Wir haben es also mit einem fast historischen Moment zu tun! Die erste Überraschung (zumindest für mich) ist, daß da keineswegs Herr Vintersorg hinter dem Mic steht – es soll sich als Pål “Athera” Mathiesen von Susperia herausstellen. Die Band legt erst mal recht ruhig mit “The Genuine Pulse” und “Oceans Rise” lose, bevor sie mit dem ersten Urd-Kracher “Epochalypse” zeigen, daß sie nicht nur “back” sind, sondern vor allem “black”. Zugleich fällt aber mehr und mehr auf, daß Bassist/Sänger Simen “ICS Vortex” Hestnæs schlicht und einfach hackedicht ist, und teilweise sehr schräg singt. Der diesmalige Oskar für die beste Nebendarstellerin gebührt der zunächst halbvollen Jim Beam Flasche, die Vortex großteils auf der Bühne auskippt, indem er sie mehrmals umwirft – aber die erste Hälfte ist anscheinend zuvor erfolgreich seine Kehle runtergegluckert… Das geht dann so weit, daß er beim Refrain des zweiten Urd-Lieds “Frostrite” “Froooozen Laaaaandscapes [unverständlich] I’m sorry, I fucked it up!” singt. >-> Dies soll auch das letzte Lied von der neuen Scheibe sein, ansonsten beschränkt sich die Band auf Material ihrer Scheiben The Olden Domain, The Archaic Course (inklusive des genialen “Ad Noctum”), Quintessence und Empiricism. Die spätere Phase (Epic, Origin, Universal) wird komplett ausgelassen, leider aber auch das rohe Black Metal Debüt Borknagar. Zwischendrin kriegen wir auch noch ein ziemlich gelungenes Drum Solo des “Norwegian Animal” Baard Kolstad.
Alles in allem fand ich, daß es ein toller Auftritt mit ein paar kleinen Schnitzern war, wobei mich so wirklich nur die kurze Spielzeit (60 Minuten) und das völlige Fehlen einer Zugabe nervte. Kommt schon, ihr nennt diese Tour “The Winter Eclipse” und spielt nicht mal dieses fantastische Lied von der Urd? Oder einen Klassiker wie Dauden??
Jedoch will ich keineswegs verheimlichen, daß es auch ganz gegenteilige Meinungen gab. Nach dem Konzert redete ich mit ein paar Leuten (lassen wir sie unbenannt), die definitiv große Fans der Band sind (es fielen Worte wie “großartig” und “sie sind für mich etwas Magisches”), die diesen Auftritt aber in Grund und Boden redeten. “Völlig verhunzt”, “desillusioniert”, “schlechter als alle Vorbands”, “total unprofessionell”. Der Sänger kam auch nicht gut weg, denn er hat anscheinend (das hatte ich von meiner Warte aus nicht so wirklich mitbekommen) ständig die Texte von einem Blatt (bzw. Blattsammlung) ablesen müssen.

Ich habe mir danach mal Pål gekrallt und mit ihm ein kleines Interview geführt und ihm auch auf den Zahn gefühlt. Zuvorderst war ich daran interessiert, warum er gesungen hat und nicht Vintersorg. Krank oder so? Nein, es stellt sich heraus, daß Vintersorg in Sachen Familie und Job extrem festgenagelt ist – für Studioaktivitäten und hier und da einen Festivalbesuch reicht es, aber nicht für eine ausgedehntere Tour. Während des Auftritts hatte Simen gesagt, sie verdanken es Pål, daß sie überhaupt touren können, ohne ihn würden sie nicht hier auf der Bühne stehen. Und er hat nicht nur Vintersorg’s Position live übernommen, er war es gewesen, der ursprünglich die Band dazu gedrängt hatte, sich einen Live-Sänger zu suchen und endlich wieder zu touren – und sie haben sein “you could even go on tour with me!” dann recht wörtlich genommen. 😉 Mit dem Zustand von Simen war er offenbar auch nicht so zufrieden (“And he will especially notice it tomorrow morning!” – derweil war der Besagte in unserer Nähe wankend darniedergesunken…), verteidigte sich selbst jedoch (“I was not drunk, I stood up there and did my job!”). Und ich selbst möchte einwerfen, daß mir nicht aufgefallen ist, daß irgendeines der anderen Bandmitglieder besoffen war. Påls recht frivoles Gesamtauftreten mag da vielleicht zum Eindruck der Trunkenheit hinterm Mikro beigetragen haben. Bezüglich der Kürze der Spielzeit hieß es dann noch, nach vier Vorbands hatten sie das Publikum nicht zu sehr strapazieren wollen, ein Argument, das ich so nicht ganz akzeptiere, immerhin habe ich meine Kräfte für Borknagar aufgespart…
Nun denn, ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß, auch dank des großartigen Shade Empire Auftritts. Hoffen wir mal, daß die Band im Laufe der Tour tighter und ernsthafter wird!

Und am Ende noch, für Interessenten, die Setlists der Bands, zumindest die drei, die ich ergattern konnte:

Shade Empire:

1. Ruins, 2. Blood Colours the White, 3. Dawnless Days, 4. Traveler of Unlight, 5. Adam & Eve, 6. Slitwrist Ecstacy, 7. Nomad

In Vain:

1. Against the Grain, 2. Det Rakner!, 3. October’s Monody, 4. Image of Time, 5. Floating on the Murmuring Tide

Borknagar:

1. The Genuine Pulse, 2. Oceans Rise, 3. Epochalypse, 4. Ruins of the Future, 5. Ad Noctum, 6. The Eye of Oden, 7. Drum Solo, 8. Frostrite, 9. Universal, 10. Embers (vom Band), 11. The Dawn of the End, 12. Colossus

Text: D. A. Kann

Niflheim Tour 2014

Niflheim Tour 2014

Mrz 052014
 

Stahlfest V von Faustkeil Events
01.03.2014 – Moritzbastei Leipzig

Sektor
Into Darkness
Obscenity
Negator

STAHLFEST V

Für Sie berichtet maddin.org live von der Front! Panzerkrieg im Herzen Deutschlands! Zum nunmehr fünften Stahlfest luden Faustkeil Events in die Moritzbastei in der Leipziger Innenstadt, und viermaliges Geknüppel aus deutschen Landen stand auf dem Spielplan.

Den Reigen eröffnen in der “Tonne” der unterirdischen Moritzbastei SEKTOR aus Landshut (“Falls ihr es nicht wißt, das ist in Niederbayern!” wird uns erklärt.). Die junge Band, die bisher ein 3-Track Demo hat, deren Mitglieder aber teils auch in anderen Bands aus dem Münchener Raum spielen (unter anderem Sycronomica), präsentiert schneidigen, technisch versierten Deaththrash, bei dem insbesondere die Gitarrensoli (von beiden Gitarristen!) zu glänzen wissen. Derzeit fehlt jedoch ein Bassist, wodurch die Musik ein wenig Fundament vermissen läßt. Die Band spielt wesentlich mehr Lieder, als auf dem Demo sind – hier wächst wirklich etwas heran, Auge drauf behalten. Schade nur, daß kaum Publikum da ist, insbesondere ganz zu Beginn ist die Tonne faktisch leer.

Es folgt mit INTO DARKNESS aus Heidelberg brachialer voll-in-die-Fresse Death Metal, der des öfteren an die straighten Parts von Dying Fetus gemahnt. Die Mucke reißt sofort mit, und die Band aus Heidelberg macht auch einen sehr sympathischen Eindruck auf der Bühne. Sänger/Gitarrist und Gründungsmitglied Sebastard mag zwar Bassisten Andreas als den “Klassenkasper” abstempeln, aber er hat selbst so einige humorvolle Ansagen am Start. So fragt er das Publikum, ob sie schon mal davon geträumt hätten, von Maden aufgefressen zu werden, denn die sind die “True Rulers of the World”. Der als “Schmuse-Song” angekündigte Track “Avenger” stellt sich als ein fettes Groovemonster heraus, und mit dem Thrasher “Suffering [a] Reality” und dem sehr melodischen “13 Ways to Die” beweist die Band Abwechslungsreichtum. Zum Schluß wird noch ein Ein-Minuten Song reingequetscht als finale Abrißbirne. Ihre Veröffentlichungsgeschichte ist schon etwas merkwürdig, 1997 das Debütalbum, ein paar kleine Sachen, und dann ein Demo in 2002 und danach nichts mehr. Ebendieses Demo wird derzeit langsam wieder neu eingespielt und soll dann wohl irgendwann als zweites Album rauskommen. Gut, daß es die Band wieder gibt, denn der Auftritt hat mich wirklich beeindruckt! Und der Oscar für die beste Nebenrolle geht an die schlabbrige Gitarrensaite!

Geografisch schwenken wir nun nordwärts, zu OBSCENITY aus Oldenburg in Niedersachsen. Es wird voll auf der Bühne, mit zwei Gitarristen, einem Bassisten und einem eigenständigen Sänger. Die Band kann man wahrlich als altgediente Helden des deutschen Death Metal ansehen, wo sie doch dieses Jahr ihr 25-jähriges feiern, und schon acht Alben im Gepäck haben. Gleich mit dem Doppelopener “Erase the Divine/The Arrival” wird uns klargemacht, daß Old School Death Metal auf dem Schlachtplan steht. Ich muß ja zugeben, so ganz ist das nicht mein persönlicher Geschmack, aber die Band leistet hervorragende Arbeit. Trotz meiner improvisierten Ohrstöpsel ist der Sound exzellent, sogar den Bass hört man gut heraus. Auch hier gibt es bitterbösen Humor: “Jede Band braucht eine Ballade. Wir nicht!” und dann kommt “Disgrace over You”. Das Publikum, die vielleicht 100, die da sind, taut langsam auf, es gibt immerhin schon ein paar offensichtliche Obscenity-Fans, die das Material kennen.

Den endgültigen Durchstoß nach Norden vollbringt dann Deutschlands Panzerkommando NEGATOR aus Hamburg. Nachtgarm und seine Mannen, im Einheitslook, sind gekommen, um alles in Grund und Boden zu dreschen (das Schlagzeug ist so schnell, das kann man gar nicht abmischen, hehe!), und das gelingt ihnen vorzüglich. Hier versagen meine Ohrschützer ein bißchen und filtern zu viel der Gitarren heraus, erst am Ende gehe ich nach hinten und nehme sie heraus – ah, klingt genau wie Negator klingen sollen! Hat ja wohl doch geklappt mit dem Sound. Ich mag zwar “Die eherne Replik” vermissen, aber ansonsten hat die Setlist jede Menge Highlights zu bieten. Das epische “Dignity of War”, das wahnwitzig schnelle “Gloomy Sunday”, der geniale Opener der “Eisernen Verse” Scheibe, “Eisen wider Siechtum”… Und natürlich ganz, ganz oben, die Hymne “Panzer Metal”! “Leipzig, seid ihr bereit?” Nicht allzu viele waren es, so kam es mir vor (ich glaube, es sind sogar Leute nach Obscenity gegangen), aber die vordersten Reihen hatten definitiv ihren Spaß. Und als Abschluß natürlich, eigentlich unumgänglich, das vielgeforderte “Der Infanterist”.
Alles in allem ein klasse und lohnenswertes Konzert!! Ich kannte zwar nur Negator vorher, aber jetzt habe ich wieder ein paar neue Bands entdeckt, die ich kennenlernen kann. Zuletzt noch einen Lob an die reibungslose Organisation sowie die Spielzeiten, die den Bands gewährt wurden, nicht oft darf sich der Opener eine dreiviertel Stunde austoben!! Und daß Negator trotz ihrer brachialen Geschwindigkeit annähernd 80 Minuten gespielt haben – Respekt!!! Bis – hoffentlich – zum nächsten Mal!

Und am Ende noch, für Interessenten, die Setlists der Bands:

Sektor:

1. Iron Cold, 2. The Question, 3. A Fire Burns, 4. Takeover, 5. Social Predator, 6. Ritual, 7. Monster, 8. The Awakening

Into Darkness:

1. Sinister Demise, 2. Flow of Agression, 3. Throne of a Thousand Miseries, 4. Avenger, 5. True Rulers of the World, 6. Goretified, 7. Impersonation of Death, 8. Suffering [a] Reality
9. Divine Temptation, 10. 13 Ways to Die, 11. Human Benediction, 12. Change of Course

Obscenity:

1. Erase the Divine, 2. The Arrival, 3. From Heroic to Depraved, 4. Bleed for Me, 5. Diary of a Scapegoat, 6. Disgrace over You, 7. Swine to the Slaughter, 8. Atrophied in Anguish, 9. Hysterical Illusion, 10. Human Barbecue

Negator:

1. Epiclesis, 2. The Last Sermon, 3. Feuersturm, 4. Dignitiy of War, 5. Nergal, the Raging King, 6. Carnal Malefactor, 7. Gloomy Sunday, 8. Serpents Court, 9. Panzer Metal, 10. The Urge for Battle, 11. Atonoment in Blood, 12. Eisen Wider Siechtum, 13. Der Infanterist

Text: D. A. Kann

Stahlfest V

Stahlfest V