Konzertbericht von Astrid Benitsch
METAL EMPIRE präsentiert: „Fragments of Death Tour 2012“ mit Graveworm, Agathodaimon, Emergency Gate, Kadavrik
Das umtriebige Label METAL EMPIRE ist schon seit einigen Jahren Garant für hochkarätige metallische Veranstaltungen in Thüringens Hauptstadt. Nachdem man im laufenden Jahr schon Acts wie POSSESSED, GRAVE, HORNA und BELPHEGOR nach Erfurt holte, ist das Highlight im Spätherbst eindeutig die Italiener GRAVEWORM, die im Rahmen der „Fragments of Death Tour 2012“ zum ersten Mal überhaupt in der Landeshauptstadt spielen. Unterstützt von AGATHODAIMON, EMERGENCY GATE und KADAVRIK tourt man schon einige Tage durch Europa, Erfurt ist die vorletzte Station der Tour. Neben dem inzwischen über die Thüringer Landesgrenzen hinaus bekannten Club FROM HELL finden auch vermehrt METAL EMPIRE Konzerte im CLUB CENTRUM statt, welcher mit Vorteilen wie mehr Platz und besserer Verkehrsanbindung im öffentlichen Nahverkehr punkten kann.
Da DISTRUST kurzfristig ausfallen, der Zeitplan aber wie geplant beibehalten wird, geht es erst 20.20 Uhr mit KADAVRIK los. Die Jungs haben sich im März in Erfurt eine solide Fanbasis erspielt, als sie die kurzfristig ausgefallenen AKREA mehr als würdig vertraten. Dafür wird die Bühne auch schon zu Beginn des Auftritts von einigen Fans belagert, während sich der Rest noch vornehm zurück hält. Allerdings ist mit der Zurückhaltung schon nach 2 Songs Schluss, der Fünfer versteht es vortrefflich, die Menge mitzureißen. Der erst vor 2 Wochen veröffentlichte Song „Open Wounds In Salted Sea“, reißt auch die die Letzen mit-gerade Niklas‘ spektakuläres, an Hendrix erinnerndes Gitarrenspiel mit dem Mund erntet jede Menge Applaus. Beim balladesken „On The Edge To Lose It All“ gibt es kein halten mehr, KADAVRIK werden abgefeiert und lautstark für eine Zugabe auf die Bühne zurück beordert. Dennoch fällt die Spielzeit mit 35 Minuten doch sehr kurz aus, manch einer hätte sich für den Ausfall von DISTRUST zumindest über eine längere Spielzeit von KADAVRIK gefreut.
EMERGENCY GATE ersetzten die ursprünglich geplanten HELLSAW, welche im Sommer alle anstehenden Konzerte für 2012/13 absagten, um sich eine Auszeit zu gönnen. Die Wurzeln der Münchner Band reichen zurück bis 1996, allerdings ist nach mehrfachem Wechsel in der Besetzung lediglich Bassist Mario Lochert von den Gründungsmitgliedern noch in der Band. Ursprünglich als Power Metal Band gegründet, orientiert sich der Stil der neueren Alben am Melodic Death Metal schwedischer Prägung mit Metalcore-Schlagseite. Damit sind die Münchner eine willkommene Abwechslung im doch recht „konservativen“ Billing. Gegen 21 Uhr können die Münchner endlich die Bühne entern und legen mit „Alternative Dead End“ gleich richtig los. Aktionstechnisch gibt’s nichts zu meckern, besonders Sänger Matthias Kupka, den schon seit Beginn der Tour eine Kehlkopfentzündung plagt, sprüht förmlich vor Energie und guter Laune. Leider ist es nicht annähernd so voll wie bei Kadavrik, vermutlich haben die Core Elemente einige Konzertbesucher vertrieben.Wer bleibt, bekommt jedoch eine tolle Show geboten. Auch wenn der gewünschte Moshpit ausbleibt, die Band nimmt es gelassen. Schließlich hat man schon einen Gitarristen gerüchtweise in einem tschechischen Puff verloren und mit Kehlkopfentzündung Gesangsleistungen erbracht, von denen andere noch weit entfernt sind.
AGATHODAIMON haben es da leichter. Die seit 1995 bestehende Düstermetalband trifft wohl mehr den Publikumsgeschmack, denn hier ist es wieder richtig voll. Auch diese Band hat viele Besetzungswechsel, hinter sich, Gitarrist und Gründungsmitglied Sathonys ind die einzige Konstante. Auch musikalisch hat man sich ständig weiterentwickelt, waren auf dem ersten Demo „Carpe Noctem“ noch Einflüsse des Black Metal zu vernehmen, rückte man auf späteren Veröffentlichungen davon ab. Dafür flossen vermehrt Elemente des Progressive und Melodic Metal in AGATHODAIMONs Musik ein.Heute legen sie gleich mit dem mächtigen „Tongue of Thorns“ los. Ashtrael, seit 2008 der Mann am Mikro, meistert die Stücke aus allen Schaffensphasen, der Band souverän, sei es „Banner of Blasphemy“ vom Debut „Blacken the Angel“ in rumänischer Sprache oder das heiß ersehnte „Serpent’s Embrace“ vom gleichnamigen Album. Zudem ist er absolut charismatisch, weiß die Menge mizureißen und wirkt auf elegante Weise diabolisch. Sathonys steuert die klaren Gesangspassagen bei, die Keys kommen von Band. Frenetisch gefeiert wird „Alone in the Dark“, welches als Soutrack für den gleichnamigen Kinofilm geschrieben wurde.Auch AGATHODAIMON werden lautstark um Zugabe angefleht, und dürfen trotz des knappen Zeitplans noch einen Song spielen. Drummer Manuel patzt kurz, anscheinend hat er seinen Drumstick verloren. Ashtrael nimmt es mit Humor: „Man soll ja aufhören, wenn es am Schönsten ist…“Trotzdem wird „Past Shadows“ fertig gespielt, und man hinterlässt ein zufriedenen grinsendes Publikum.
Bei einem derart angeheizten Publikum haben GRAVEWORM leichtes Spiel. Hochmotiviert und mit fetter Setlist im Gepäck legen die Italiener mit „The World Will Die…“ los und setzen gleich „Legions Unleashed“ hinterher. Leider musste Gitarrist Erik die Tour aus wichtigen familiären Gründen abbrechen, der Rest der Band entschied sich dennoch, die Tour fertig zu spielen. Natürlich macht sich das Fehlen eines Gitarristen bemerkbar, aber die Spielfreude GRAVEWORMs macht einiges wett. Der Funke springt sofort über, überall wird gebangt, gefeiert und geschrien. Dutzende Hände strecken sich dem sympathischen Frontmann Stefan Fiori entgegen, der den Fans im Gegenzug verspricht, nach dem Gig mit ihnen bis zum Morgen zu feiern und zu trinken. Bei acht Studioalben ist es auch schwierig, eine Setlist zusammenzustellen, die allen Wünschen gerecht wird. GRAVEWORM ist das gut gelungen, sie spannen einen Bogen vom aktuellen Album bis zum Debüt.“Awake“ wird genauso frenetisch bejubelt wie „Awaiting The Shining“, auch die neueren Sachen ernten Beifall.Natürlich kann man es nicht jedem recht machen, aber heute ist man zumindest nah dran. Als Zugabe gibt es die Iron Maiden Coverversion von „Fear Of The Dark“, ein Klassiker, der zum Mitsingen einlädt und das Konzert gelungen abrundet. Auf beiden Seiten gibt es zufriedene Gesichter, und das Versprechen des gemeinsamen Trinkens wird auch umgehend eingelöst.
Fazit:
Ein rundum gelungener Abend mit genialer Atmosphäre. Ein Wermutstropfen ist neben dem Ausfall von DISTRUST auch die relativ geringe Besucherzahl. Etwas mehr als 150 Besucher hätte man bei einem derart hochkarätigen Line Up auch erwarten können. Ohne die Arbeit von METAL EMPIRE wäre die Thüringer Szene um viele Veranstaltungen ärmer. Auch der Winter wird heiß: Am 1. Dezember sind AGRYPNIE im FROM HELL zu Gast, auch das Höllenfeuer Festival lockt u.a. mit ENTHRONED und IMPIETY. Auch für 2013 sind schon einige Konzerte geplant, unter anderen EISREGEN im CLUB CENTRUM.