Apr. 112013
 

Und weiter geht es mit dem ersten Teil der Bands vom Samstag auf dem Ragnarök Festival. Der zweite Teil folgt dann am Sonntag, nachdem ich vom Metal Franconia in der Frankenhalle Dettelbach wieder zurück bin.

11.00- 11.25 RABENWOLF
11.35- 12.00 ASENBLUT
12.10- 12.40 NORTHLAND
12.50- 13.20 MIDNATTSOL
13.35- 14.05 UNDER THAT SPELL
14.15- 14.50 IN VAIN
15.00- 15.40 MALADIE
15.50- 16.30 EIS

Text: Astrid Benitsch
Fotos: Martin Dannehl

So richtig ideale Startbedingungen haben RABENWOLF an diesem Samstag morgen ja nicht.Viele potentielle Zuschauer haben bis in den Morgen gefeiert, und im Gegensatz zu Freitag geht es auch schon elf Uhr los. Allerdings scheint die Kälte viele Besucher schon aus den Zelten und in die Halle getrieben zu haben, und nach dem ersten Konterbier sind die Meisten auch fit für die anstehende Show. Als Opener sind RABENWOLF gut geeignet: Eingängig und melodisch ist das Material ihres Debüts „Aus alten Zeiten“, gut geeignet als Einstieg in den langen Festivaltag. Die Hamburger agieren auf der Bühne gut aufeinander eingespielt, auch wenn Gitarrist Lord auf seinem ersten Gig mit der Band noch etwas schüchtern wirkt. Die vor der Bühne versammelten Fans erweisen sich als überraschend textsicher und danken den Rabenwölfen lauthals für diesen tollen Einstand.

Kein Keyboard, kein Frauengesang und keine Flöten: ASENBLUT bleiben zwar in heidnischen Gefilden, gehen das ganze Thema aber wesentlich härter an. Mit leicht thrashigen Anleihen und einem gutgelaunten Tetzel, der so aussieht als hätte er am als Frühsport mal eben noch ein paar Katapulte nach Gondor gezogen, versucht man in der knappen halben Stunde die Halle in Schutt und Asche zu legen. Das gelingt den Göttingern auch ganz gut, mit Songs wie ‚Klingenschmiede‘ oder ‚Nibelungenmähr‘ kann man viele Besucher dazu animieren, den vom Vortag noch schmerzenden Nacken wieder zu belasten. Im Gepäck hat das Quartett ihre neue Langrille „Von Worten und Taten“, die man schon einige Wochen vor dem Release auf dem Ragnarök zum Verkauf anbietet. Nach dieser Show werden wohl auch viele diese Gelegenheit nutzen, denn was Reviewschreiber bemängeln (das klingt ja wie Amon Amarth!) macht live echt Spaß. Bleibt zu hoffen, dass ASENBLUT in Zukunft noch ein paar Stunden später und vor allem länger spielen dürfen.

Preisfrage: In welcher klimatischen Zone vermutet man eine Band, die sich NORTHLAND nennt? Selbst unter Einsatz aller drei Joker hätte man bei Günther Jauch wohl kaum mit „Spanien!“ geantwortet. Nun, die musikalischen Vorbilder stammen hörbar aus dem hohen Norden, allerdings haben die Spanier im Gegensatz zu vielen dieser Bands einen Violinisten, anstatt nur auf Keyboard und Samples zurückzugreifen. Und Pau ist auch nicht gerade einer der ruhigen Sorte, aber generell geht’s bei NORTHLAND südländisch fröhlicher zur Sache. Die Band bezieht das Publikum voll mit ein, und so gibt es zur Mittagsstunde schon die erste Wall of Death und fröhliches Gemoshe. Songs wie ‚Where Heros Die‘ vom ersten Album gehen gut ins Ohr, Fans dürfen mit ‚Whispers in the Wind‘ schon einen Song vom kommenden Album genießen. Schade für Gitarrist Alex, der wegen seiner kaputten Gitarre hinter der Bühne bleiben muss, denn vor und auf der Bühne steppt der Bär.

Wesentlich ruhiger wird es dann bei MIDNATTSOL. Eigentlich sollte man meinen, dass der einzige Auftritt in Deutschland in diesem Jahr wesentlich stärker frequentiert wird, stellt die Band doch eine feste Größe im folkigen Metal dar. Möglicherweise liegt es daran, dass mancher mit dem Begriff „Folk Metal“ Sauflieder und bärtige Männer mit Geigen denkt – typischer Humppa Kram eben. Dazu passt das relativ sanfte Auftreten der deutsch-schwedischen Gruppe wahrlich nicht, da der metallische Anteil sehr in Richtung Gothic Metal tendiert.Schade, dass sich nur wenige den Auftritt von Carmen Elise Espenæs und ihren Mitstreitern ansehen. Denn nach dem Ragnarök heißt es erst einmal: keine weiteren Auftritte bis zum Release des neuen Albums.

Ein Kurswechsel steht dann mit UNDER THAT SPELL an. Genug der sanften Töne, denn jetzt steht knackiger Black Metal an. Ja, viele scheinen darauf gewartet zu haben, denn der Auftritt der Band ist gut besucht. Gegründet Ende 2008 von Dionysos, an den sich mancher noch als Gitarrist bei Helrunar erinnern dürfte, spielen die Osnabrücker eine erfischend eigene Interpretation des Black Metal. Zwar verzichtet man gänzlich auf überflüssigen Bombast oder unangebrachte Innovationen, ist aber andererseits nicht so weit in den Neunzigern verwurzelt, dass kraftloses Gerumpel auf dem Plan steht. Eben Black Metal norwegischer Prägung, mal eher midtempolastig wie ‚I Set the Fire‘, dann wieder rasend schnell, wie ‚Zenith‘. Stellenweise fühlt man sich an ältere Satyricon oder Immortal erinnert, ohne gleich „Plagiat!“ schreien zu wollen. Die heutige Show macht auf jeden Fall Lust auf neues Material, und erfreulicherweise ist ein neues Album bereits angekündigt.

Obwohl IN VAIN mittlerweile ihr drittes Album veröffentlicht haben, scheinen sie vielen Ragnarökbesuchern noch unbekannt zu sein. Nun, von Bands der progressiven metallischen Prägung hat Norwegen wahrlich genug Perlen anzubieten, und neben Bands wie Enslaved, Arcturus, Ulver, Solefald oder Ihsahn scheint es nahezu unmöglich, den geneigten Hörer für sich zu gewinnen. Das könnte sich mit dem neuesten Release, „Ænigma“ und der gemeinsam mit Solefald und Vreid bestrittenen Tour rasch ändern, denn nach dem beschwingt-heidnischen Festivalauftakt mit anschließendem schwarzmetallischem Zwischenspiel können die Norweger das Publikum bereits nach kurzer Zeit mitreißen. Eine wohltuende Abwechslung am frühen Nachmittag, die Fans begeistert und der Band zahlreiche neue Hörer beschert .

Premiere! Nachdem MALADIE für ihr Erstlingswerk „Plague Within“ durchgehend gute Kritiken kassiert haben, ist das diesjährige Ragnarök Schauplatz des ersten Liveauftrittes der Band. Wie ein derartiges Bandkonzept auf der Bühne umzusetzen ist, wird sich im Vorfeld mancher gefragt haben, um dann überrascht festzustellen: Drei Sänger? Dementsprechend wirkt das ganze Szenario auch wie eine Gruppentherapie auf der Quarantänestation, die von Insassen mit einer weiterentwickelten Form von Creutzfeldt-Jakob bevölkert wird. Zum Finale wird auch noch einer der Sänger nach einem Zusammenbruch von der Bühne getragen. Mal schauen, wie sich das weitere Schaffen der Band gestaltet, denn dieser Auftakt lässt Einiges erhoffen.

Es hat sich viel getan im Hause EIS. Nachdem die Band Ende 2011 zum Duo zusammengeschrumpft ist, konnte man der Hörerschaft 2012 mit dem Release von „Wetterkreuz“ beweisen, dass man auch zu zweit in der Lage ist, weiterhin intelligenten, kalten und vor allem eigenständigen Black Metal zu kreieren. Bandkopf Alboin ist in Bestform, nach dem Opener ‚Mann aus Stein‘, der wie auf dem Album mit einem Kinski-Zitat eröffnet wird, zeigt sich auch, dass er die Titel von „Galeere“ stimmlich wunderbar umsetzen kann. Zum Highlight wird dann ‚Kainsmal‘, welches mit tatkräftiger Unterstützung von Seuche umgesetzt wird. Viele werden den Mann von seinem Hauptprojekt Fäulnis kennen. Spätestens bei ‚Winters Schwingenschlag‘ gibt es dann kein Halten mehr, und für viele wird der Auftritt von EIS einer der Höhepunkte des Ragnarök sein.

Ragnarök 2013

Ragnarök 2013 – Samstag Teil 1

Apr. 092013
 

Es folgt der zweite Teil Bands vom Freitag auf dem Ragnarök Festival.

19.50- 20.35 FJOERGYN
20.45- 21.35 AGRYPNIE
21.45- 22.45 DORNENREICH
22.55- 00.00 ELUVEITIE
00.10- 01.00 SHINING
01.10- 01.45 HERETOIR

Text: Astrid Benitsch
Fotos: Martin Dannehl

Bevor FJOERGYN die Bühne entern, gibt es noch eine Ansprache von Veranstalter Ivo Raab. Neben der Dankesrede ist auch einig Schweigeminute für den im vorigen Jahr verstorbenen Ragnarökbesucher geplant. Leider muss Ivo diese abbrechen, da eine handvoll Idioten meint, durch laute Zwischenrufe stören zu müssen. Sicher kann man versuchen, dieses Verhalten mit Alkoholkonsum zu erklären und hunderte Besucher haben sich korrekt verhalten, einen bitteren Beigeschmack hinterlässt es dennoch.

FJOERGYN haben nicht nur Songs von ihrem neuen Album „Monument Ende“ im Gepäck, sondern bieten die Scheibe auch exklusiv fast zwei Monate vor dem offiziellen Release zum Verkauf an. Grund genug für den einen oder anderen Fan hier zuzuschlagen, schließlich wurde die Veröffentlichung ja schon mehrere Male verschoben. Als kleines Schmankerl werden die Jenaer dann auch bei zwei Songs von Ivo unterstützt, den eine langjährige Freundschaft mit der Band verbindet. Neben dem neuen Track ‚Betonlethargie‘ gibt es natürlich auch ältere Stücke, ‚Wie Jahr um Jahr‘, das bejubelte ‚Narzisst‘ und ‚Am Ende der Welt‘ (mit Ivo!). Manch einer wird wohl ‚Ernte im Herbst‘ vermissen, dafür gibt’s den Titeltrack ‚Monument Ende‘, der noch einmal unter Beweis stellt, dass man sich dieses Release nicht entgehen lassen sollte.

Herrje, spielt denn jetzt schon der Headliner? Zumindest könnte man das annehmen, wenn man so eingequetscht vor der Bühne steht. Das die Show von AGRYPNIE so starken Zuspruch findet, liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Band in letzter Zeit zahlreiche neue Fans erspielt hat. Nach der sehr erfolgreichen Headlinertour im März und dem Release von „Aetas Cineris“ kann man auch hier auf dem Ragnarök Festival auf eine motivierte Fanschar blicken. Zunächst verschiebt sich der Start des Konzertes, da das Intro nicht auffindbar ist und sich Torsten von der Bühne zum Mischpult kämpfen muss, um dort festzustellen dass es wirklich nicht da ist. Egal, also legt man gleich so mit ‚der tote Trakt‘ los, darauf folgt ‚Kadavergehorsam‘. Spätestens bei ‚Schlaf‘, das sich letztes Jahr nicht im Liveset befand und sich mancher sehnlichst gewünscht hat, gibt es kein halten mehr. Mit ‚Trümmer‘ gibt’s einen neuen Song, ‚Gnosis‘ kennt man ja so schon von der „Asche“ EP. Das abschließend gespielte ruhige Stück ‚Asche‘ beendet den Auftritt, den mancher subjektiv sicher als zu kurz empfindet.

Für jeden Fan von DORNENREICH ist die Anwesenheit jetzt obligatorisch, handelt es sich bei diesem Auftritt doch um die einzige Metalshow in Deutschland in diesem Jahr. Nach der „Mystic Places“ Akustiktour im Februar und diesem Auftritt wird sich die Band intensiv der Fertigstellung ihres achten Studioalbums „Freiheit“ widmen. Denn schließlich stehen die Tourdaten schon fest.So kann man heute eine Songauswahl bestaunen, die fast keine Wünsche offen lässt: „Her von welken Nächten“ ist mit drei Songs vertreten, von ‚ Jagd‘ und ‚erst deine Träne löscht den Brand‘ gibt es Metalversionen, die man so nur auf Konzerten bestaunen kann und die sich mancher als Dreingabe für eine künftige Veröffentlichung wünscht. In gewohnter Weise ausdrucksstark und gefühlvoll vorgetragen, können die Österreicher ihr Publikum begeistern. Ein Appetithappen vom neuen Album wäre natürlich fein gewesen um die Wartezeit von über einem Jahr etwas zu versüßen.

Die umtriebigen ELUVEITIE müssen am heutigen Abend leider auf Drehleierspielerin Anna Murphy verzichten, die krankheitsbedingt ausfällt. Natürlich macht sich das etwas im Sound bemerkbar, aber Chrigel und seine vielköpfige Schar gleichen dieses kleine Manko gekonnt durch mehr Einsatz wieder aus. Trotz des Erfolges von „Helvetios“ schlagen gerade die schon etwas älteren Stücke wie eine Bombe ein. ‚Inis Mona‘ brüllt beinahe jeder aus voller Kehle mit, auch ‚Thousandfold‘ wird tierisch abgefeiert. Der von Chrigel initiierte Circlepit kommt aufgrund der schieren Fülle in der Halle nur schleppend in Gang, solche Aktionen sind auch eher für Open Air Konzerte mit viel Platz geeignet. Trotzdem macht die Menge begeistert mit, gerade der vom Frontmann bestimmte Anführer des Pits möchte sich sein Bier mit der Band nicht entgehen lassen. Auch wenn sich manche Besucher im Vorfeld nicht gerade glücklich über ELUVEITIE als Headliner gezeigt haben, der Stimmung tut das keinen Abbruch.

Wer bei SHINING in den Fotograben möchte, sollte entweder eine Nahkampfausbildung oder einen versierten Schutzengel haben. Zunächst haben die Damen und Herren Glück: Ein verwirrter Nattefrost, der sich über die Bühne wälzt, zieht zunächst die Aufmerksamkeit Kvarforths auf sich. Als man diesen jedoch von der Bühne entfernt hat, können die üblichen Spielchen beginnen: Whiskeyspucken, mit dem Mikrofonständer im Graben herum stochern und Versuche, Personen an den Haaren auf die Bühne zu zerren machen das Fotografieren fast zu einer Art Überlebenstraining. Aus sicherer Entfernung wirkt das sogar sehr unterhaltsam, wie auch die andern Aktionen: verzweifelt in Embryonalhaltung auf der Bühne kauern, mit leerem Blick und Hand in der Hose posen oder Gitarristen schlagen. Dazu gibt’s eine Setlist, die sich sehen lassen kann: vom Opener ‚Lat oss ta allt fran narandra‘ über ‚Submit to Selfdestruction‘ bis zum finalen ‚For the God Below‘ ist das Set abwechslungsreich und kann mit einigen Perlen glänzen. Bei all dem kvarforthschen Aktionismus gerät das brillante Zusammenspiel der übrigen Bandmitglieder fast ein wenig aus dem Fokus. SHINING mögen zwar polarisieren, man kann sich aber sicher sein, dass man immer eine Liveshow geboten bekommt, die keiner vorhergehenden gleicht. Niklas ist heute sogar so gut drauf,dass er gar nicht aufhören möchte zu spielen. Nur der rigoros zugezogene Vorhang kann die Band von weiteren Zugaben abhalten.

Nach Shining wirken HERETOIR angenehm ruhig und entspannend. Selbst zu so später (oder eher früher?) Stunde sind noch genügend aufnahmebereite Zuhörer anwesend, auch wenn sich die Alkoholopfer häufen und mancher gegen den Schlaf ankämpfen muss. Die Augsburger konnten auf der gemeinsamen Tour mit Agrypnie und Der Weg einer Freiheit viele neue Zuhörer gewinnen. Neben bereits veröffentlichten Songs, wie ‚graue Bauten‘ oder ‚Heretoir‘ gibt es auch neues Songmaterial zu bestaunen, zum Beispiel das Instrumental ‚Inhale‘. Bleibt zu hoffen, dass es nicht mehr allzu lange dauert, bis neues Material veröffentlicht wird. Nach gefühlt viel zu kurzer Spielzeit ist damit auch der erste Tag des Ragnarök vorüber. Für viele endet der abwechslungsreiche Tag direkt im Bett oder Zelt, da am Samstag zu absolut unchristlicher Zeit die erste Band spielt.

Ragnarök 2013

Ragnarök 2013 – Freitag Teil 2

Apr. 082013
 

Weiter geht’s mit den ersten 7 Bands, welche auf dem Ragnarök am Freitag spielten.

14.20- 14.50 ABINCHOVA
15.00- 15.30 NOTHGARD
15.40- 16.10 HELLRIDE
16.20- 17.00 DARKEST ERA
17.10- 17.50 WINTERSTORM
18.00- 18.45 AVA INFERI
18.55- 19.40 DER WEG EINER FREIHEIT

Text: Astrid Benitsch
Fotos: Martin Dannehl

Auch am Freitag wird das Wetter nicht besser, zu den niedrigen Temperaturen gesellt sich auch noch ein unangenehmer Wind. Ungemütlich und kaum geeignet, um mit Bier und Grillfleisch im Campingstuhl zu liegen. So ist es auch kein Wunder, dass zu Beginn der Show eine ansehnliche Menge Besucher vor der Bühne versammelt hat.

Das kommt ABINCHOVA natürlich zu Gute.Immer die recht knapp bemessene Zeit im Nacken, starten die Schweizer gleich mit ‘Hörensagen’ durch und können mit folkigen Melodien und donnernden Gitarrenriffs punkten. Auch der gekonnte Einsatz von Flöte, Keyboard und weiblichen Klargesang weiß zu gefallen, somit hat die Band zu so früher Stunde ein dankbares und begeistertes Publikum vor sich. Wo andere Opener vor einer handvoll Leuten spielen müssen, können ABINCHOVA aus dem Vollen schöpfen. Dafür revanchiert man sich mit einer energiegeladenen Show und kann sich sicher sein, auf einigen Wunschzetteln ganz weit oben zu stehen. Gelungener Einstand!

Die im Anschluss spielenden NOTHGARD sind weitaus weniger folkig, dafür auf brachiale Gitarrenarbeit mit sage und schreibe drei Gitarren fixiert. Das nennt sich „Epic Melodic Death Metal“, klingt aber so, wie man sich Pagan Metal gemeinhin vorstellt: als passenden Soundtrack, um in Valhalla zünftige Gelage zu feiern, sich mit anderen Kriegern im Armdrücken zu messen und Walküren aufs Hinterteil zu klatschen. Zu Songs wie ‘Under the Serpent Sign’ kann man wunderbar schunkeln, ‘Ragnarök’ ist zu diesem Anlass schon fast Pflicht. Auch wenn die Stimmung im Vergleich zu Abinchova etwas abfällt, können die Deggendorfer doch einen soliden Auftritt abliefern.

Stichwort: Metal ohne Gitarren. Apocalyptica? Van Canto? Nein, HELLRIDE sind das Kontrastprogramm des diesjährigen Ragnarök. Kein Schlagzeug, dafür zwei Akkustikgitarren und viel Stimme. Funktioniert das? Wie so oft bei solchen Experimenten sind es die Coverversionen, die das Ganze interessant machen. ‘Heaven and Hell’ von Black Sabbath beispielsweise klingt sehr interessant, auch die Performance ist stimmig. Eigene Kompositionen wie zum Beispiel ‘Ride to Hell’ hingegen bringen so manchen Publikumsbesucher zum Grübeln. Abgesehen von den musikalischen Qualitäten, die HELLRIDE zweifelsohne besitzen-ist das Metal? Darüber hinweg gesehen ist die Stimme von Tommy Klossek eine wohltuende Abwechslung zu den doch recht guttural ausgeprägten üblichen Gesangstechniken.

Guttural? Auch bei DARKEST ERA wird klar gesungen, auch wenn die Iren ganz klar auf metallischen Pfaden wandeln. Mit ihrem Debüt “The Last Caress Of Light” haben sie 2011 einigen Staub aufwirbeln können. Auch wenn man über die zunehmende Zersplitterung von Genrebezeichnungen schmunzeln mag: „Celtic Metal“ passt in diesem Fall zum Sound der Band wie der sprichwörtliche Arsch auf den Eimer. Man mag entfernt an Thin Lizzy, aber natürlich an Primordial oder Cruachan denken, allerdings nicht, weil DARKEST ERA diese Bands kopieren, sondern einfach weil man die Einflüsse traditioneller irischer Musik wie bei den genannten Bands deutlich wahrnehmen kann. Dezente Anleihen an Bathory kann man ebenfalls nicht von der Hand weisen und runden den Eindruck angenehm ab. Mit Songs wie ‘On the Crest of Doom’ oder ‘The Morrigan’ kann man den Publikum ordentlich einheizen und unter Beweis stellen, dass Musik von der grünen Insel nicht zwangsläufig Flöten und Geigen beinhalten muss, um absolut authentisch zu klingen.

Einmal in Feierlaune, kann es gleich mit WINTERSTORM weitergehen. Im Bereich Power Metal gibt es im Gegensatz zu anderen Szenen, die Nachwuchsbands im Überfluss produzieren ein recht überschaubares Kontingent an neuen, hoffnungsvollen Kapellen. So konnten WINTERSTORM schon mit ihrem Erstlingswerk „A Coming Storm“ auf sich aufmerksam machen, um mit „Kings Will Fall“ endgültig restlos zu begeistern. Auch auf der Bühne kann der Fünfer überzeugen. Mitmach-Metal ist angesagt! Wie in diesem Genre üblich, prägen auch bei WINTERSTORM hymnische Männerchöre die Refrains. ‘The Stormsons’ kann bald jeder Mitsingen, ‘Winterhumppa’ von Debüt gibt es extra in der Black/Death Metalversion (Korpiklaani lassen grüßen) und ‘Into the Light’ kann mit mit einem 80er-Jahre-Stadionrock-Keyboard begeistern. Super Auftritt!

Ruhiger hingegen wird es dann mit AVA INFERI. Rune Eriksen dürfte vielen Metalfans noch unter dem Pseudonym Blasphemer der norwegischen Mayhem ein Begriff sein. Wie nicht anders zu erwarten ist, überzeugen die Songs mit Vielschichtigkeit und kompositorischer Raffinesse, stimmlich abgerundet durch den bezaubernden Gesang von Carmen Susana Simões. Bedeckt mit einem durchsichtigen Schleier, kann sie auch optisch überzeugen: mit beschwörenden Gesten oder entrückt tanzend verleiht sie dem Gothic Doom Metal der Band ein unverwechselbares Gesamtbild, das sich sehr von ähnlich ausgerichtet Kapellen unterscheidet. Darin mag auch ein kleiner Nachteil liegen: da das anspruchsvolle Material der Band kaum Ohrwurmcharakter aufweist, wird es vielen der Anwesenden schnell langweilig und die Spielzeit der Band wird zum Bierholen, Rauchen oder Ähnlichem genutzt.

Jetzt wird es endlich mal Zeit für eine Breitseite Black Metal, denkt sich der geneigte Hörer umd dem entsprechend ist es bei DER WEG EINER FREIHEIT proppenvoll bis auf die Tribüne. Auf der Tour mit Agrypnie und Heretoir hat sich bereits gezeigt, dass Nikita die Doppelbelastung Gitarre/Gesang bestens meistert. Auch heute erntet der Vierer wieder ordentlich Beifall, der alle Diskussionen um die Band, die fernab der Bühne in Internetforen und unter Youtube-Clips ausgetragen werden, verblassen lässt. Gerade das Instrumental ‘Nachtsam’ reißt die Zuschauer mit, ‘Zerfall’ und das abschließende ‘Neubeginn’ wissen ebenso zu begeistern.Wirklich gesprächig ist Nikita zwar immer noch nicht, aber eine Dreiviertelstunde Spielzeit kann man wahrlich besser nutzen, gerade wenn man mit Songlängen jenseits der Siebenminutengrenze aufwartet. Für geneigte Hörer hat die Band übrigens Instrumentalversionen der „Unstille“ Songs auf ihrer Homepage zum kostenlosen Download bereitgestellt. Eine sehr noble Geste, wenn man bedenkt dass es sich beim Album um das aktuelle Release handelt.

Ragnarök 2013

Ragnarök 2013 – Freitag Teil 1

Apr. 082013
 

Los geht es mit den ersten Impressionen vom diesjährigen Ragnarök Festival und dem ersten Teil unseres Festivalberichtes. Die restlichen Berichte und Fotos zu den Bands folgen dann nach und nach.

Text: Astrid Benitsch
Fotos: Martin Dannehl

Jubiläum! Zum zehnten Mal findet das Ragnarök Festival in diesem Jahr statt. Grund genug, um entweder auf gutbürgerliche Art und Weise die Sektkorken knallen zu lassen, das Methorn brüllend gen Himmel recken oder bei einem gewaltfrei geerntetem Grüntee darüber zu sinnieren, wie schnell doch die letzten zehn Jahre vergangen sind. Neben einem Line Up, dass kaum Wünsche offen lässt (der ein oder andere mag jetzt sehnsüchtig an Borknagar denken) gibt es auch die eine oder andere Überraschung auf der Bühne, die altbewährten Wikingerschaukämpfe und zum Aufwärmen die „Mosher`s Night“ am Donnerstag Abend mit gratis Met für die ersten 100 Besucher. Ob es nun am Met liegt oder an einfach an dem für die Campinggäste unangenehmen Umstand, dass der Frühling wieder mal den Bus verpasst hat: die „Mosher`s Night“ ist gut besucht. Sei es, um die Nackenmuskulatur zu lockern, mit Freunden zu plauschen oder einfach nur um der Kälte zu entgehen.

Ragnarök 2013

Ragnarök 2013 – Impressionen

 Veröffentlicht von am 17:50
Apr. 042013
 

2. DARK EASTER METAL MEETING 2013

31.März 2013 (15:30), Backstage/München

Winterfylleth
Asphagor
Sycronomica
Waldgeflüster
Helrunar
Dark Fortress
Bethlehem
Enslaved

Zum zweiten Mal findet das alljährliche Eiersuchen wieder im Backstage in München statt. Den Familien muss leider abgesagt werden, denn auch dieses Jahr zimmert Veranstalter Michael Sackermann und die Backstage Concerts GmbH ein Line-Up zusammen, welches Metalheads aus ganz Deutschland einfach nicht verpassen dürfen. Erscheinen ist Pflicht und so finden immer hin 900 allzu willige Metalfans den Weg ins berühmt-berüchtigte Backstage, um zusammen mit sensationellen Bands ordentlich die Hütte wackeln zu lassen. Osterhasen des heutigen Abends: WINTERFYLLETH, ASPHAGOR, SYCONOMICA, WALDGEFLÜSTER, HELRUNAR, DARK FORTRESS, BETHLEHEM und keine geringeren als ENSLAVED.

Da steht also ein ordentliches Programm an und pünktlich 16 Uhr beginnt der Metal-Marathon mit den Inselbewohnern von WINTERFYLLETH. Die Jungs aus Manchester sind am heutigen Abend die tapferen Opener und nutzen ihre 20 Minuten, um die schon anwesenden Gäste allmählich auf Betriebstemperatur zu bringen. Ihre Sounds sind inspiriert von ihrer schönen englischen Heimat und deren Geschichte. Hart und unbeeindruckt von der noch herrschenden Ankunftsunruhe, fegen sie über die Bühne. Auch wenn der Saal noch nicht voll ist und die meisten, gerade angekommenen Gäste noch in der Findungsphase sind, haben sich doch schon einige WINTERFYLLETH-Fans vor der Bühne eingefunden, die sich auch nicht scheuen schon ordentlich und ungehemmt die Haare zu schwingen. Leider gehen die veranschlagten 20 Minuten verdammt schnell rum und der erste Umbau steht an.

Die Recken von ASPHAGOR haben immerhin 30 Minuten, um sich auf der Bühne auszutoben und nutzen diese ordentlich! Die Österreicher haben sich ein wenig hübsch gemacht für München und ein nettes Corpse Paint angelegt. Die 2007 gegründete Band überrascht das bayrische Publikum so dann mit sehr abwechslungsreichen Black Metal Sounds. So gibt es ordentlich harte Parts zu hören, bei denen man durchaus einige Haare durch die Luft fliegen sehen kann. Laut, böse und aggressiv wird auch auf der Bühne ordentlich gebangt, was den Jungs von ASPHAGOR eine sehr authentische Bühnenshow einbringt und die noch scheuen Münchner durchaus aus der Reserve lockt. Dann wiederum gibt es auch ruhigere Passagen, mit dem ein oder anderen Gitarrensoli zu hören, wobei die sehr variable Stimme von Frontmann „Morgoth“ ihr Übriges zur finsteren Stimmung beiträgt. Eine solch beeindruckende und doch auch ergreifende Show hatte zu so früher Stunde wohl noch keiner erwartet. Deutlich merkt man, dass das Publikum den Black Metal Österreichern durchaus gewogen ist, denn auch wenn noch etwas Unruhe und Distanz herrscht, fallen der Applaus und die Zustimmung ist nicht zu knapp aus. Eine Überraschung, die durchaus für gute Laune sorgt und hoffen lässt, dass man in Zukunft noch mehr von ihnen hören wird.

Up next sind sie Metalveteranen von SYCRONOMICA, die schon über 15 Jahre Bandgeschichte feiern. Zu sechst und mit Keyboard im Gepäck bleibt sich SYCRONOMICA seit 1996 treu und hat auch heute ihren ganz eigenen Epic Black Metal mitgebracht. Ihre Musik verbindet atmosphärische und epische Sounds mit sehr technischem Black Metal und teils verdammt ausgefuchsten, melodischen Gitarrenriffs. Unterstützt durch den Mann am Keyboard, beschwören die Münchner eine finstere, mythische und doch romantische Atmosphäre, die angemessen untermalt wird von der der schon verdammt fiesen und extremen Stimme von Sänger Oliver. Wie auch immer man zu etwas symphonischeren Black Metal Klängen stehen mag, ist doch nicht zu übersehen, dass die Herren sehr wohl wissen, was sie da tun und performance-technisch die unumstrittenen Herrscher des Synchronbangens sind. Auch wenn SYCRONOMICAs Nachtromantik wohl Geschmackssache ist, rocken sie doch ordentlich ihr Heimatpublikum. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Haare fliegen, Köpfe nicken und der Saal kommt allmählich in Feierlaune. Zum Ende verlassen die Jungs dann nach und nach die Bühne. Am Ende bleibt noch ein einsamer Keyboarder, der eine nette Melodie klimpert und schließlich auch die Bühne verlässt und die eingespielte Keyboard-Symphonie ausklingen lässt.

Wieder wird fleißig umgebaut und allmählich wird es ernst hier. Die nächsten 40 Minuten gehören WALDGEFLÜSTER. Mit Mann hinterm Mikro ‚Winterherz‘, der die Band 2005 als Soloprojekt startete, gibt es nun sehr naturverbundenen, eher nachdenklichen und melancholischen, aber keineswegs langweiligen Black Metal auf die Ohren. WALDGEFLÜSTER stürzen das Münchner Publikum in eine unglaublich atmosphärische aber auch geladene Stimmung. Ruhigere und sehr melodiöse Parts mit hohen Gitarrenriffs reißen den Saal mit ungeahnter Wirkung mit. WALDGEFLÜSTER bringen eine Intensität und Tiefgründigkeit herüber, die einen berührt und dennoch, während des ein oder anderen härteren und schnelleren Parts, zum mitbangen verführt. Neben bekannten Songs aus dem Album „Herbstklagen“ (2009) und dem Konzeptalbum „Femundsmarka – Eine Reise in drei Kapiteln“ (2011), gab es noch ein ganz besonderes und vor allem neues Schmuckstück zu hören: ‚Traumschänder‘, eins der neusten Werke von Frontmann ‚Winterherz‘; und was für eins. Mit einer hinreißenden Leidenschaft und viel Herzblut performt, konnte sich auch der mittlerweile vollere Saal der Wirkung einer wirklich beeindruckenden Band nicht mehr entziehen und so wurde ordentlich gebangt und applaudiert. Respekt, wem Respekt gebührt.

Schlag auf Schlag schreitet der Abend voran und nun bekommt das brave Münchener Publikum es mit keinen geringeren zu tun, als den berühmt-berüchtigten Recken von HELRUNAR. München steht eine sensationelle Dröhnung Pagan bevor, denn die Jungs sind heiß auf das Münchner Publikum. Ohne große Umschweife wird auf der Bühne bewegungsreich performt. Der Tag neigt sich allmählich dem Ende, es wird dunkler und zahlreiche HELRUNAR-Fans haben sich eingefunden, die ordentlich Alarm machen. Auf die Ohren gibt es querbeet den ein oder anderen Klassiker, sowie aktuellere Werke. Vom neusten Album „Sól“ gibt es der Aktualität wegen ‚Unter dem Gletscher‘ zu hören, ein wirklich toller Song, der nun zwar auch schon fast zwei Jährchen auf dem Buckel hat, aber dennoch seine Wirkung nicht verfehlt. Die Meute ist kaum zu halten und feiert ihre Helden auf der Bühne mehr als angemessen. Sehr erfreulich dabei der Gedanke, dass HELRUNAR ja schon nächstes Wochenende wieder zu bestaunen sein wird und zwar auf dem Ragnarök Festival. Wer nun also Sehnsucht empfinden sollte, weiß was zu tun ist! Zum krönenden Abschluss der mächtigen HELRUNAR-Show gibt es dann noch die Perle ‚Älter als das Kreuz‘ von der Platte „Frostnacht“, wobei Sänger Marcel sich eigentlich seinen Atmen sparen kann, da das heiße Publikum brav Text gelernt hat und diesen der Bühne lautstark entgegen brüllt. So ist das. HELRUNAR macht, was HELRUNAR eben so macht und München eskaliert. Wo soll das noch hinführen?

Top Voraussetzungen für DARK FORTRESS! Man merkt deutlich, dass München es kaum erwarten kann die bayrische Band endlich loslegen zu sehen. Wie immer stimmt das typische Bühnenoutfit, denn die Jungs von DARK FORTRESS machen bei jedem Auftritt optisch ordentlich was her, allen voran dabei natürlich Frontmann ‚Morean‘. Dann legt das Sextett endlich los und das mit einer etwas anderen als der gewohnten Setlist zu diesem ach so besinnlichen Ostersonntag. So gibt es den, erstmals live performten, Song ‚As the World Kneels Over‘ zu hören, der, wenn auch von einer etwas ruhigeren Gangart, eine wahre Messe für eingefleischte DARK FORTRESS-Fans ist. Neben anderen Klassikern vom jüngsten Album „Ylem“, wie ‚Evenfall‘ und ‚Hirudineans ‚, gibt es auch das etwas ältere Werk ‚Self Mutilation‘ vom 2004 erschienenen Scheibchen „Stab Wounds“ zu hören. Vor der Bühne und auf den Rängen und eigentlich überall wird gebangt, mitgesungen und diese Wahnsinnsband angemessen zelebriert, während auf der Bühne ganz DARK FORTRESS-like episch performt wird. Immer wieder schafft diese einzigartige Band eine mythische und etwas entrückte Atmosphäre zu schaffen, was zum einen an den melodischen Sounds, den verdammt einfallsreichen Texten, aber auch an der unglaublich fesselnden Stimme von Sänger ‚Morean‘ liegen mag, welcher seit 2007 mit im Boot sitzt und diese tolle Band definitiv um einiges bereichert hat. Auf jeden Fall ein Auftritt der einem durch und durch geht, wenn man gewillt ist, sich auf diesen Melodic Black Metal der besonderen und eigenen Art einzulassen.

Abermals wird umgebaut und nun steht München etwas komplett anderes bevor. Nun heißt es mächtig, mächtiger und irgendwie ein wenig verstörend: BETHLEHEM! Man mag sagen was man will, aber wenn der Wahnsinn in eine Band gefahren ist, dann in diese Rheinländer! Hier und dort hört man, dass BETHLEHEM einfach komisch ist und jetzt haben sie auch noch einen neuen Sänger. Was soll man von dem halten und überhaupt die ganze Show! Doch die Jungs liefern ordentlich ab! Und auch Sänger Alex, der seit Dezember 2012 das neue, nette Stimmchen in der Runde der Verrückten ist, performt mit ordentlich Power und Irrsinn eine tolle Show. Eine Band die polarisiert und das auch will. Man soll sie lieben oder hassen, doch niemand sollte auch am heutigen Abend verkennen, dass BETHLEHEM nicht einfach nur Musik ist. BETHLEHEM ist Kunst und genauso sollte man auch die gesamte Show betrachten. Die schwarz-weiß Filmzusammenschnitte, die via Beamer im Hintergrund zu sehen sind, beinhalten zum Beispiel ganz spezielle Filme wie ‚Begotten‘ (1990), einem Experimental-Horrorfilm, der sich mit Religion und der Entstehung der Erde, in, sagen wir, seiner ganz eigenen Weise beschäftigt, ebenso, wie es bei BETHLEHEM um abstrakte, surreale Themen, von Wahnsinn, Tod und Selbstmord geht. Wunderbar veranschaulicht unter anderem in ‚Du sollst dich töten‘ von der Platte „Sardonischer Untergang im Zeichen irreligiöser Darbietung“, anno 1998. Und immerhin hat man 3 wunderbare Intro-Minuten Zeit sich diesen Filmzusammenschnitt in aller Ruhe anzuschauen. Doch so differenziert die Meinungen auch sein mögen, kommt die Band doch beim Publikum an. Wenn auch nicht ganz so übertrieben bewegungsreich gibt es auf der Bühne doch auch eine ordentlich aggressive und angemessen verstörende Show zu bestaunen, woran die dunklen Metzgerschürzen nicht ganz unschuldig sind und nicht aller Tage sieht man dass ein Schlagzeug von einem Drummer so terrorisiert wird, wie es jener zu tun pflegt, kein Wunder schmeißt man einmal einen Blick auf die mächtigen Titten vom ‚Torturer‘, armes Schlagzeug.
Achja, die Schürzen sind übrigens bestimmt dunkel, damit man das Blut darauf nicht so sieht, wer weiß …

Nein, das war genug kranker Wahnsinn für einen Abend, der zwar an Irrsinnigkeit nicht mehr übertroffen werden kann aber dennoch noch im Schatten des almighty Headliners steht: ENSLAVED. Heiß herbeigesehnt reicht es schon, dass die lebenden Legenden auf der Bühne stehen damit München sich freut. Doch ENSLAVED will mehr. Die Norweger haben immerhin eine Mission und diese ist, München heute Nacht, nach einem mehr als ansehnlichen Black Metal Marathon, den Gnadenstoß zu geben. Auch hier gab es Songs aller Altersklassen. Doch ob Werk mit Viking-Einschlag oder neueres, was immer mehr in Richtung Extreme Metal tendiert, geht die Meute tierisch ab. Nahezu der gesamte Saal bangt und feiert euphorisch die norwegischen Krieger auf der Bühne. Egal ob man eher die alten Alben oder lieber den neueren Kram mag, ist in der heutigen Setlist für jeden etwas dabei und so machen ENSLAVED München gleichermaßen glücklich und kaputt! Gewohnt hart, brutal und böse rumpeln die Metalveteranen über die Bretter und kommen damit einer Urgewalt kosmischen Ausmaßes gleich. Die Jahre scheinen ihnen nichts anhaben zu können, denn noch immer bringen sie die feierwütige Meute zum kochen. Zum Abschluss gibt es dann noch einen ganz besonderen Leckerbissen, über den sich Anhänger des „Frost“-Albums (1994) besonders freuen dürften: ‚Fenris‘. Damit war es um München geschehen und die Stimmung gar nicht mehr in Worte zu fassen.

Bleibt zu sagen, dass wir verdammt Glück haben, dass morgen Ostermontag ist und so ein wenig Zeit, um wieder auf Leben und Welt klar zu kommen. Wenn der Osterhase sich auch nicht ins Backstage getraut hat, um Eier zu verstecken, so hätten wir alle diesen Feiertag doch nicht besser verbringen können! Bis nächstes Jahr, wenn es wieder heißt: Ostern wird laut, böse und verdammt finster!

Text: Stefanie Seliger
Bilder: Martin Dannehl

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